Das hätte Karl May sicherlich gefallen: nicht einmal 5 km von seinem Wohnhaus in Radebeul entfernt feierten knapp 30 000 Besucher trotz Temperaturen um die 30°C zusammen mit Künstlern aus Nordamerika, aus dem Orient und vom Balkan friedlich und fröhlich bei den 26. Karl-May-Festspielen.
Der Lößnitzgrund verwandelte sich einmal in eine Kulisse, wie man sie aus den Geschichten und Erzählungen Karl Mays kennt. Kulturvereine und Hobbyisten bauten Südstaatencamps oder Camps deutscher Aussiedler wie im Amerika des 19. Jahrhunderts nach. Das Fort Henry mit seinem Sheriff Office, den Trapperhütten oder dem Saloon vermittelte echtes Wild-West-Lebensgefühl.
In der kleinen Westernstadt „Little Tombstone“ sorgten Fotograf, Barbier, die Klein-Ganoven Eddi und Locci für jede Menge Trubel. Elegant gekleidete Damen und Herren flanierten in historischen Kostümen entlang der Festmeile.
In einer kleinen Waldlichtung gaben Häuptlinge und Tänzer der Oneida Indian Nation Einblicke in die indianische Kultur und feierten ein Pow Wow (traditionelles Fest der Indianer). Ed E. Bryant vom Stamme der Tsimshian (Kanada) zeigte Tänze und Rituale seines Stammes und Logan Staats, indianischer Musiker der Mohawk-Indianer, verzauberte mit rockigen und souligen Melodien das Publikum.
Auf dem Geschichtenbasar erzählten Gäste vom Balkan und aus dem Orient Geschichten ihrer Heimatländer und präsentierten traditionelle Tänze.
Der Abenteurer Andreas Kieling, bekannt für seine faszinierenden Dokumentationen über die Wildnis, war als einer der Schirmherren des Fests vor Ort und kam nicht nur während einer Autogrammstunde mit den Besuchern ins Gespräch.
Auf der Show-Bühne in „Little Tomstone“ gab es ein abwechslungsreiches Musikprogramm für alle Fans der Country- und Westernmusik. Neben den kanadischen Internetstars „The Dead South“ traten mehrmals „The Fabulous Texadillos“ (D) sowie Meg Pfeiffer (D), die den italienischen Ausnahmegitarristen Luca Stricagnoli als ihren Special Guest begrüßte, auf.
Die Landesbühnen Sachsen machten auf die „Winnetou“-Vorstellungen auf der Felsenbühne Rathen neugierig und zeigten Ausschnitte des Programms.
Weitere Veranstaltungshöhepunkte waren die „Freiberger Country Nacht“ am Freitag, die Filmnacht am Samstag sowie die traditionelle Sternreiterparade am Sonntag.
Optischer Höhepunkt des Festes war ein 7 Meter hoher Totempfahl, den Ed E. Bryant in den Tagen zuvor aus einem Baumstamm gestaltete. Neben dem Bären und dem Adler als heilige Tiere der Indianer zeigte der Totempfahl das Abbild Karl Mays sowie symbolisch Mutter Erde. Dieser Totempfahl wird nach diesem Fest seinen ständigen Platz im Karl-May-Museum finden.
Im Einklang mit der Natur zu leben ist für indianische Völker eine Selbstverständlichkeit. Auch die Veranstalter der Karl-May-Festtage wurden von der Natur in diesem Jahr vor eine besondere Herausforderung gestellt. Am „Hohen Stein“, sonst Veranstaltungsort für die Präsentationen der Oneida Indian Nation sowie des Kinderspielplatzes, brütete ein Falken-Paar und zwang die Organisatoren, sich nach Ausweichstandorten umzusehen. Mit den Waldlichtungen „Kleine Feder“ sowie „Kleiner Stein“ wurden atmosphärisch-stimmige Ersatzorte gefunden.
Ganz im Sinne Karl Mays, der sich in seinen Geschichten und Erzählungen für Völkerverständigung und eine pazifistische Weltfriedensmission einsetzte, wurden die diesjährigen Karl-Max-Festtage wieder zu einem Austausch verschiedener Kulturen und zeigten eine Welt voller Fantasie, Sehnsucht nach Frieden und Abenteuerlust.