Reformationsgeschichte, Stadtgeschichte und Lagergeschichte ab 25. April für Besucher erlebbar
Schwieriger Spagat zwischen Sanierung der Propstei bis hin zum modernen Museum
Vor 484 Jahren ließ der damalige Kloster-Propst Konrad Gundeloch außerhalb des eingehegten Klosterbereichs von Mühlberg 1531 ein „Geistliches Haus“ erbauen, das nach der Aufhebung des Klosters sogleich in seinen privaten Besitz überging. Hätte er gedacht, welche Mühe man sich knapp 500 Jahre später mit der denkmalgerechten Instandsetzung des heutigen Museums Mühlberg innerhalb der historischen Mauern der ehemaligen Kornbrennerei macht, wäre er sicher stolz auf das, was er einst geschaffen hat. Letztlich hat das Gebäude auch einiges hinter sich. Kurfürst August kaufte den Bau 1570 und schlug ihn mitsamt Äckern zunächst wieder dem Klostergut/Rittergut zu. Dann ging die Neue Propstei, sie beherbergt seit 1926 das Stadtmuseum von Mühlberg, durch zahlreiche Hände, bis sie ab den ersten Jahrzehnten des 18. Jh. und bis zur Übernahme in städtischen Besitz nach dem 1. Weltkrieg auf Dauer zum Gut Güldenstern gehörte.
Am 25. April wird das Museum nach sehr umfangreichen Restaurationsarbeiten nun wieder für die Öffentlichkeit frei gegeben. Nach der abgeschlossenen Hüllensanierung der Propstei in den Jahren 2002 bis 2008, bei der die Fassaden, Pflaster und das Dach für rund 1 Million Euro restauriert und instand gesetzt wurden, sind die danach angeschlossenen baulichen Maßnahmen beendet und warten darauf, besichtigt zu werden. Was seit 2008 folgte, war die komplette Sanierung mit Ausbau und Umbau der Innenräume, die zum einen der Sicherung des Gebäudebestands, zum anderen einer zeitgemäßen Präsentation der vorhandenen Exponate des Museums dienen sollten und dem Aufbau einer repräsentativen Sammlung zu komplexen Ereignissen, die in die historische Schlacht von Mühlberg münden. Als denkmalrechtliche Zielstellung für die Propstei Mühlberg galt grundsätzlich, dass jede Maßnahme erst nach eingehender Prüfung im Hinblick auf die denkmalpflegerische Aufgabenstellung erfolgt und auf das Notwendigste beschränkt wird. Für die Instandsetzungsmaßnahmen an dem historisch bedeutsamen Bauwerk waren daher die Erhaltung der historischen Bausubstanz und die Denkmalverträglichkeit der technischen Maßnahmen entscheidend. Der Tenor, soviel wie nötig, so wenig wie möglich verändern.
Die Bauausführung wurde von dem zuständigen Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege sowie den Restauratoren während der Bauausführung betreut. „Wir haben das Gebäude nach den Befunden Stück für Stück wieder neu hergerichtet“, sagte Architekt Onno Folkerts heute, einen Tag nach der offiziellen Bauabnahme während eines Rundganges. „Unsere Aufgabe war es zu heilen. Alles was an baulicher Substanz vorhanden war haben wir versucht zu erhalten oder originalgetreu wieder hergestellt. So z. B. der einstige Fußbodenbelag, der zwar vielerorts neu, jedoch in Größe, Material und Verlegerichtung dem historischen Bestand angepasst ist“. Die erforderlichen Reparaturen wurden in den historisch vorgegebenen Materialien und Techniken ausgeführt.
Onno Folkerts: „Wir haben uns auch mit Blick auf die Barrierefreiheit viele Gedanken gemacht. Doch in solch einem alten Gebäude mit vielen Räumen und unterschiedlichen Höhen haben wir es geschafft, zumindest behindertenfreundlich zu sein. Deshalb auch ein Fahrstuhl. Die noch vorhandenen Absätze kann man nicht ändern, sonst müssten wir das ganz Haus auseinander nehmen, was wiederum nicht im Sinne des Denkmalschutzes wäre“.
Auch für Museumsleiterin Martina Pöschl naht mit dem Ende der Restaurierung die Zeit für die eigentliche Arbeit im Museum. „Die Ausstellungsmodule kamen bereits gestern. Die Ausstellungsstücke selbst, sind vor Wochen eingetroffen und wurden aufgefrischt, gereinigt und wenn notwendig, kleineren Reparaturen unterzogen. Zu sehen sein wird auch eine Richterrüstung der damaligen Zeit, als Leihgabe aus dem Märkischen Kreis. Beim Rundgang sind 150 Exponate zu sehen, die hauptsächlich aus dem Bestand des Museums stammen. Sie machen die einstige Elbeschifffahrt, das Handwerk der Stadt sichtbar, sie zeigen Holzplastiken und Liturgische Handschriften aus der Klosterzeit und berichten über Grausamkeiten im einstigen Lager Stalag VI b nahe der Stadt.
Über 2 Millionen Euro flossen in die Sanierung der Innenbereiche des Museums. Davon 1.311.000 Euro in die Bausubstanz, 254.000 Euro in Restaurationen wie Wand- und Deckenmalereien und Raumgestaltung sowie 474.500 Euro in die eigentliche Ausstellung. Begeistert zeigte sich beim Rundgang auch Landrat Christian Heinrich-Jaschinski: „Es ist einfach toll, was hier für 500 Jahre Stadtgeschichte gemacht wurde und was daraus für die gesamte Region entstanden ist. Prominenter Besuch hat sich für das Eröffnungswochenende ab 25. April angesagt, doch wichtig ist auch, dass viele Gäste darüber hinaus den Weg in die Elbestadt finden.
Quelle & Fotos: Landkreis Elbe Elster