“Macht und Pracht” lautete das Motto für den diesjährigen Tag des offenen Denkmals und nachdem es am Morgen noch ungemütlich grau und nass aussah, schenkte die Sonne den vielen interessierten Denkmalerkundern doch noch das Spazierwetter, das sich viele für ihren Bummel entlang der Route mit 15 geöffneten Denkmalen erhofft hatten. Viele engagierte Inhaber und Betreiber von Denkmalen hatten im Vorfeld Vorbereitungen für den 10. September getroffen. Bereits am Vorabend des Denkmaltages, am 9. September, lud der Verein „Finsterwalder Heimatkalender“ zu einer Heimatsagennacht mit dem Thema „Nixen in unserer Region“ auf dem Südsportplatz ein. Dazu kamen auch viele Gäste der Region.
Zur offiziellen Eröffnungsveranstaltung am 10. September um 9.30 Uhr im Schlosshof statt, ging es stimmgewaltig zu. Die vier Sänger begrüßten alle Gäste, wie sollte es anders sein, mit dem Sängerlied. Außerdem sang der Frauenchor sommerlich-frische Lieder und schlug den Nieselregen draußen damit in die Flucht. Unter den begeisterten Zuhörern waren auch die sechs Läuferinnen und Läufer aus Frankreich, die am Vortag beim Finsterwalder Dutzend verschiedene Strecken gelaufen sind. Bürgermeister Jörg Gampe ließ es sich nicht nehmen, seinen Gästen eine persönliche Führung durch das sanierte Schloss zu geben. Manche von ihnen kannten etwa den Bereich des Bürgerservices noch als Feurwehrmuseum und staunten deswegen nicht wenig über die Veränderung. Das Feuwehrmusem selbst, das nur wenige hundert Meter weiter ebenfalls seine Türen geöffnet hatte, wurde ebenfalls von den Gästen aus Montataire besucht.
Feuerwehrgeschichte hautnah gab es beim Steigertum am Platz an der Doppelturnhalle zu bestaunen. Knapp 270 Besucherinnen und Besucher schauten sich die Vorführung der Steigertechnik an. Im Kaufmannshaus „Ad. Bauer’s Witwe“ hatte Familie Schiller, die zum Denkmaltag beinah so dazugehören wie die vier Sänger zur Eröffnung einer jeden Veranstaltung, wieder Vielfältiges vorbereitet. Der ehemalige Kolonialwarenladen mit Kaffeerösterei sorgte bei Alt und Jung für Begeisterung, genauso die Kutschfahrten und die Vorführung des Lastenaufzuges. Geschichtsliebhaber kamen beim Studieren der Ausstellung über den berühmten Historiker Golo Mann in‘s Schwärmen. Der Sohn von Thomas Mann hatte als konservativer Historiker immer den Menschen in das Zentrum seiner Betrachtungen gestellt und dafür von vielen Kollegen Kritik geerntet, für die Leser seiner Werke ist es natürlich umso schöner, einer persönliche Perspektive auf das Wirken von Personen wie Willy Brand, Konrad Adenauer und Franz Josef Strauß zu bekommen.
In der städtischen Bibliothek und dem Stadtarchiv ging es rätselhaft zu. Wer gedacht hatte, die „alte deutsche Schrift“ mal eben so lesen zu können, der verzweifelte am Sütterlin. Zum Testen der Fähigkeiten hatten Daniela Reichardt (Archivarin) und Anne Horstmann (Bibliothekarin) verschiedene Rätsel vorbereitet. „Manche saßen hier schon gut eine halbe Stunde und hatten noch immer nicht alle Wörter gefunden“, freuen sie sich darüber, dass die Ausstellung so großes Interesse weckt.
Zum zweiten und letzten Konzert in der Shedhalle des Industriedenkmals „Alte Schaefersche Tuchfabrik“ begrüßte am Abend Musikpädagoge Nassib Ahmadieh. Die jungen Talente der Kreismusikschule, unter ihnen viele Preisträger von „Jugend musiziert“ auf Landes- und Bundesebene, beschlossen den Tag mit einem abwechslungsreichen und vielfältigen Programm. Bereits im vergangenen Jahr war der Tag des offenen Denkmals mit einem Konzert in der zukünftigen Stadthalle bei beendet worden, damals standen „Marble Cake“ auf der Bühne und die Entscheidung über den Bau noch bevor. Nicht wenige haben sich vielleicht nach dem begesiternden Auftritt der regional bekannten Band entschieden. „Heute Abend können wir uns dagegen sicher sein, dass wir unsere Stadthalle bekommen“, so der Vorsitzende des Fördervereins, Rainer Willems. Bürgermeister Jörg Gampe hob hervor: „Das hier, das ist Finsterwalde – die Musik, die Kultur und das Engagement“ und wies damit das Bild, was am 6. September von der Stadt entstanden sei, zurück.
Dem Geigenquartett „Quadro“, bestehend aus Anna Rebecca Brauer, Sophie Leonore Brauer, Gazal Marie Kücük und Jolina Große gelang mit ihrem Kanon in d-Moll von Johannes Pachelbel ein ruhiger, besonnener Auftritt, der dennoch eines gleich zu Beginn ganz eindrucksvoll zeigte. Die jungen Musikerinnen und Musiker, die in Finsterwalde ihre Instrumente oder Gesang erlernen, freuen sich schon jetzt auf die Stadthalle als zukünftigen Auftrittsort. Abwechslungsreich und schwungvoll trat das Blechbläserquintett auf. Andreas Bergener, der die Angelegenheit zur Chefsache gemacht hatte und selbst das Flügelhorn spielte, leitete das Spiel seiner vier Schüler: Tim Schädlich und Melvin Waberski an den Trompeten, Janik Hüller an der Posaune und Denny Schober an der Tuba. Nassib Ahmadieh, der die verschiedenen Ensembles ankündigte und als Cello-Lehrer an der Kreismusikschule in Finsterwalde arbeitet, war der Stolz auf seine Schüler anzumerken. Man kann es ihm verdenken – das „Finsterwalder Celloquartett“ spielt erst seit etwa einem Jahr zusammen und konnte dennoch ganze sechs Stücke darbieten, darunter das Volkslied „Im schönsten Wiesengrunde“ und der berühmte Jazz-Standard „Summertime“. Emily Köpke, Franz Krause, Carl Schwarz und Johannes Schöne, die bereits mehrere Auftritte gemeinsam gespielt haben, erhielten dafür einen großen Applaus des Publikums und natürlich auch ihres Lehrers.
Tim Rudolf und Pascal Städter, beide Bundessieger bei „Jugend musiziert“ in diesem Jahr, zogen die Zuhörerinnen und Zuhörer bei Kai Stensgaards „Spanish Dance“ und dem bekannten „Somewhere over the Rainbow“ (Harold Arlen) in ihren Bann. Das Klarinettenquartett „Joklamana“ aus Johanna Ertle, Klara Weber, Marie Hauke und Nadine Pluquette brachte mit flotten Klängen manchen Fuß zum Wippen. Zum Abschluss gab es freilich auch Gesang in der zukünftigen „(Sänger-)stadthalle“. „The Vocal Pickup’s“, ein Chor unter der Leitung von Diana Tobien, begeisterte mit Stücken verschiedener Genre. Der brasilianische Song „Mas que nada“, der für kurze Zeit den Sommer unter das Sheddach zauberte, erntete ebenso Applaus wie „Mister Sandman“ und „Bei mir bist du schön“. Ganz besonders langanhaltende Ovationen gab es für die Darbietung von „Amazing Grace“.