Der HC Spreewald, vorzeitig Staffelsieger der diesjährigen Handball-Brandenburgliga und somit aufstiegsberechtigt in die Ostsee-Spree Liga, veröffentlichte am Donnerstagabend eine Erklärung, in der der Verzicht auf den Aufstieg bekannt gemacht wurde. Christian Dressel, Vorsitzender des Lübbener Handballclubs erläuterte die Gründe dafür. Im Wortlaut erscheint die Erklärung bei uns:
“Liebe Mitglieder, Fans und Förderer des HC Spreewald,
eine grandiose Saison findet am Samstag ihren Abschluss. Mit bisher nur einer Niederlage hat unsere erste Männermannschaft eine überragende Spielzeit hingelegt. Mit dem ersten Meistertitel für den HC Spreewald ist ihnen zudem Historisches gelungen. Wir alle können zu recht stolz auf diese Mannschaft und den Titel „Meister des Landes Brandenburg“ sein.
Leider muss ich euch mitteilen, dass wir unser Aufstiegsrecht in die Ostsee-Spree-Liga (OSL) nicht wahrnehmen werden. Diese Entscheidung hat der Vorstand nach vielen Gesprächen gemeinsam mit der ersten Männermannschaft und den Trainern getroffen.
Lasst mich euch im Folgenden erläutern, warum wir diese für uns so schmerzhafte Entscheidung treffen mussten. Stand 30.04.2018 umfasst der Kader der ersten Männermannschaft 12 Spieler. Um den Anforderungen in der OSL gerecht zu werden, bräuchten wir somit mindestens vier neue Spieler. Spieler, die uns sofort weiterhelfen können und denen wir nicht, wie in der Brandenburgliga, Zeit zur Entwicklung geben könnten. Diese vier Spieler haben wir nicht. Selbst wenn bis September noch viel Zeit vergeht, mussten wir bereits jetzt eine Entscheidung zum Wohle des Vereins treffen.
Schon die letzten, so erfolgreichen Jahre waren geprägt vom Idealismus vieler Spieler unserer Mannschaft. Es ist kein Geheimnis, dass beim HC Spreewald kein „Geld zu verdienen“ ist. Nicht wenige unserer Spieler hatten die Möglichkeit höherklassig zu spielen. Viele hatten lukrative Angebote und doch haben sie uns immer die Treue gehalten. Einige Spieler sind 4-mal die Woche aus Dresden oder Berlin gekommen, weil es für sie nichts Größeres gab (und gibt) als für den HC Spreewald in ihrer Heimat zu spielen. Für diese Spieler tut es mir besonders Leid, dass wir jetzt zusammen einsehen mussten, dass unser Traum nicht realisierbar ist.
Wir, und nicht nur wir, müssen uns eingestehen, dass die Handballregion Südbrandenburg am Scheideweg steht. Sehr kluge Köpfe hatten das schon vor 11 Jahren verstanden und wurden am Ende ausgebremst. Fakt ist, das – Stand heute – für alle Mannschaften (mit Ausnahme des LHC Cottbus) aus unserer Region die OSL reine Utopie ist. Vorbei sind die Zeiten, als aus Berlin oder unserem Nachbarland Spieler für „nen Appel und nen Ei“ nach Lübben oder Luckau gewechselt sind. Schaut man sich heute die OSL an, so gibt es da nur Vereine aus drei Regionen.
Berlin: eine ganz andere Handballerdichte + kürzere Wege, etc.;
Randberlin: hier spielen die Berliner, die mit ihrem Sport gutes Geld verdienen wollen;
Mecklenburg: fünf große Standorte mit langer Tradition.
Ein Aufstieg in die OSL wäre nur mit erheblichem, finanziellem Aufwand möglich. Dieses finanzielle Risiko steht nicht nur unserer Philosophie entgegen, sondern könnte auch unseren Verein gefährden. Dabei denken wir auch insbesondere an unsere hervorragende Kinder- und Jugendarbeit.
Die vielen abschreckenden Beispiele der Vergangenheit zeigen, wie schnell ein Verein von der Bildfläche verschwinden kann, wenn falscher Ehrgeiz auf Missmanagement trifft. Dieses Risiko können und wollen wir nicht eingehen.
Was ich euch versprechen kann, wir werden weiter hart für unseren Traum von der 4. Liga arbeiten. Wir werden vor allem unsere erfolgreiche Jugendarbeit ausbauen. Wir werden die Strukturen weiter optimieren. Wir werden alles in unserer Kraft stehende tun, um von dieser Jugendarbeit nachhaltig zu profitieren und unseren Kindern und Jugendlichen hier eine sinnvolle Freizeitgestaltung, sowie Persönlichkeitsentwicklung in unserem Verein zu ermöglichen.
Zum Abschluss noch ein paar persönliche Worte. Mir ist bewusst, dass viele Spieler, Mitglieder und Fans jetzt sehr enttäuscht sein werden. Bis vor kurzem durfte ich mit diesen großartigen Jungs, die uns jetzt diesen Titel geschenkt haben, noch eine Kabine teilen. Deshalb bitte ich euch: Lasst den 05.05. zu einen Erlebnis werden. Feiert diese Mannschaft. Genießt den Titel. Lasst es uns unvergessen machen.
WIR SIND “MEISTER” und das kann uns niemand mehr nehmen.
Christian Dressel
1. Vorstandsvorsitzender”