Am 4. März feierten Jugendliche aus dem Kirchenkreis Niederlausitz in Luckau einen gemeinsamen Gottesdienst – eine Premiere mit Erfolg.
In dem Raum beim Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) in Luckau erinnert wenig an ein Gotteshaus. Der Raum ist schlicht. Die Fenster sind verdunkelt. An den Wänden hängen Strahler. Sie tauchen den Raum in atmosphärisches Licht. Lediglich ein Kreuz an der Stirnseite des Raumes zeigt an, wo man sich befindet. Vergeblich ist die Suche nach einem Altar oder einer bequemen Sitzgelegenheit. Wer heute Gottesdienst feiern will, muss sich mit einem Kissen zufriedengeben. Zur Freude von Marco Bräunig sind das viele – zumindest mehr als erwartet, 70 etwa. Die Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 25 hocken dichtgedrängt auf dem Boden. Die Luft ist dünn – die Stimmung gut. Marco Bräunig ist der Beauftragte für die Jugend im Kirchenkreis. Ein gemeinsamer Gottesdienst für alle jungen Christen zwischen Unterspreewald und Elbe-Elster-Land schwebt ihm und den Verantwortlichen schon lange vor. Ein ambitioniertes Vorhaben, denn schließlich beträgt die Distanz etwa 90 Kilometer. Dazu hat Marco Bräunig ein Vorbereitungsteam um sich geschart und das Konzept „kreuz&quer“ entwickelt: vier Jugendgottesdienste im Jahr, immer an einem anderen Ort.
Für Lisa Engelmann aus Doberlug-Kirchhain aus der Gruppe schon jetzt ein Erfolg. „Mich überrascht die Beteiligung. Es ist toll, dass wir in diesem großen Kirchenkreis es schaffen, eine Gemeinschaft zu bilden“, sagt sie. Simon Dombrowe aus Finsterwalde ist begeistert von der Stimmung. Auch ist er ein bisschen stolz darauf, „dass wir heute so viele sind“, kommentiert er das volle Haus. Beide sind, wie viele andere aus und um Lübben, Lübbenau, Calau, Vetschau, Doberlug-Kirchhain und Finsterwalde mit einem Fahrdienst angereist.
Lisa, Friederike, Vinzenz, Emanuel und Marco sind heute die Band. Emanuel, der lieber Emu genannt werden möchte, spielt die Gitarre. Er berichtet, dass die Besetzung immer mal wechsele und es keinen richtigen Namen gebe. „Wir nennen uns CV-Band“, sagt er. Zum Einstimmen gibt es leichte Kost. Die Band intoniert launige Filmmusik. Einige nehmen den Rhythmus auf. Doch spätestens als Anna-Lena den Text „Fürchte dich nicht“ im Stil eines Poetry-Slam-Beitrages vorträgt, verlässt der Gottesdienst die Oberfläche. Der Text berührt. Sogar die notorischen Witzereißer verstummen. Emotionale Momente gibt es mehr. Zum Beispiel beim Lied „Ein Weg! Jesus!”. Beim eingängigen Refrain “Du bist der Einzige für den ich leben könnte. Ein Weg! Jesus!” kommt die Gruppe in Schwung. Hände klatschen im Takt. Vanessa aus Luckau geht sonst nicht in die Kirche. Sie ist mit ihrer Freundin Joanna gekommen. Auf die Frage, was ihr am besten gefalle, folgt spontan: “Die Lieder und die Musik.” Und Joanna wünscht sich eigentlich jeden Samstag so einen Gottesdienst.
Das Vorbereitungsteam hatte für die Gottesdienstpremiere das Thema “ERleuchtet” ausgesucht. “Was kann Licht sein? Es kann blenden, täuschen, aber auch Wege weisen und ein Ziel anzeigen”, gibt Marco Bräunig vor. Jeder könne selbst ein Licht sein, oder einem Licht folgen, wie die Bibel sagt. Seine Predigt ist nah an der Lebenswelt seiner Teenies. Und während nebenan auf dem Luckauer Marktplatz laut “Luckau leuchtet” gefeiert wird, lassen sich die Pubertierenden von Pantomime und diesen Sätzen zum Nachdenken anregen.
Später wandern Zettel und Stifte durch die Reihen. Worte wie “Ich danke für diesen Tag und meine Freunde” und “Ich denke an diejenigen, die es mit ihrer Familie schwer haben” sind darauf zu lesen. Zu jeder dieser vorgetragenen Bitten strahlt eine Kerze auf einem kleinen Tisch. Leuchtbänder, die eben noch an den Handgelenken der Jugendlichen baumelten, fügen sich am Ende zu einem langen Lichtkreis. “Das Licht verbindet”, kommentiert Moderatorin Anne aus Luckau mit einem Segenswort am Ende.
Nach dem Gottesdienst herrscht Erleichterung. Die gelungene Premiere macht Mut für mehr. Und unterdessen die Kids sich im CVJM-Haus zerstreuen, in die Küche, an die Tischtennisplatte oder auf die Sofas zurückkehren, diskutiert Marco Bräunig mit seinem Team schon den nächsten „kreuz&quer“ Gottesdienst am 20. Mai in Doberlug-Kirchhain.