Am Samstag feierte das Niedersorbische Gymnasium sein 65jähriges Bestehen. 65 Jahre gingen und gehen Generationen der Sorben/Wenden an diese Schule und das macht sie so Einzigartig.
Jeder kennt sich. Man ist verwandt, verschwägert, die Lehrer gingen mit den Eltern in eine Klasse, die Geschwister sowieso, wir natürlich auch und unsere Kinder wahrscheinlich auch. Genau betrachtet sind die Feste am Niedersorbischen Gymnasium eher Familientreffen als offizielle Feiern.
Wie bei allen Familienfeiern gab auf dem Schulhof ein freudiges Wiedersehen. Überall war ein: “Nein, du warst auch hier an der Schule?”, “Wir warten schon die ganze Zeit auf Dich!” und “Mein Gott, ist das lange her, dass wir uns gesehen haben!”. Überall Gespräche, Lachen und Umarmungen. Vielleicht liegt es an der, für lange Jahre, kleinen Schüleranzahl, des Zusammenlebens im Internat oder am sorbisch/wendischen Zugehörigkeitsgefühl. Selbst wenn man alleine auf das Fest gegangen wäre, wäre man nicht lange allein geblieben. Über den Abend überrascht es wieder, wer in Cottbus alles auf dem NSG war. Ein Höhepunkt war die Ehrung von Frau Stolte für ihre jahrlange Bemühung Schülern den Chor nahe zu bringen und damit unter anderem das sorbisch/wendische Liedgut zu erhalten. Die persönlichste Ehrung waren die stehenden Gäste, welche ein sorbisch/wendisches Dankeslied gesungen haben.
Die andere Seite der Familienfeier ist das Programm der Schadowanka. Traditionen sind gut und sollten an Jüngere weitergegeben werden. Es ist schön zu beobachten, dass es wieder sorbisch/wendisch sprechenden jungen Menschen gibt. Sie schaffen den Spagat zwischen Tradition und Moderne. Das Programm leider nicht! Am Abend war der geschätzte Altersdurchschnitt zwischen 30 und 40 Jahren. Die Veranstaltung war, mit einigen Ausnahmen, für 60jährige. Letztes Jahr zur Schadowanka sang Katrin Clara Jantke ihre eigenen Songs in sorbisch/wendisch und das Musikvideo von Schülern des NSG wurde gezeigt. Sind innerhalb eines Jahres keine neuen Ideen entstanden? Haben wir Sorben/Wenden nicht mehr zu bieten?
Es wäre zum 70. Bestehen des Niedersorbischen Gymnasiums wünschenswert, das Programm nicht nach dem Alter der Schule zu konzeptionieren, sondern den Mut zu haben, Neues zu entwickeln und zu zeigen. Vielleicht könnte sich die Schule auch wieder darauf besinnen, dass Schüler die Feste gestaltet haben.