Heute Nachmittag kam Aufregung auf, als am Altmarkt, dem Blechen Carre und der Sprem ein nach islamistischem Vorbild vermummter Mann mit schwarzer Flagge und arabischer Aufschrift, wie man sie vom IS kennt, gesichtet wurde. Ein erstes Lokalmedium befeuerte den Verdacht und die Vorurteile einiger, es könne sich um einen Islamisten handeln. Weiter hieß es, die Flagge trage die Aufschrift “Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist sein Prophet” ohne weitere Informationen von der Polizei. Daraufhin sahen sich einige Nutzer in ihren fremdenfeindlichen Ansichten bestätigt, was sie teils auch unverhohlen äußerten.
Derweil war der Mann am Blechen Carré von der Polizei aufgehalten worden und gebeten seine Maske abzunehmen. Es stellte sich heraus, dass es sich um einen 39-Jährigen Cottbuser ohne Migrationshintergrund handelt, der möglicherweise an einer psychischen Krankheit leidet. Er wurde mitgenommen.
Update 08:30 Uhr, 12.05.2017: Das ZDF-Kamerateam, dass den vermummten bei der Festnahme gefilmt hat, war vor Ort um für den Länderspiegel einen Beitrag über den Strukturwandel in der Lausitz zu drehen und zufällig zu dem Zeitpunkt am Blechen Carre.
Update 2, 09:40 Uhr, 12.05.2017: Der Cottbuser Oberbürgermeister Holger Kelch äußerte sich heute früh zu dem Vorfall: „Ich habe bislang keine Erklärung gehört, warum der Mann so lange unbehelligt von Polizei und Staatsschutz durch die Innenstadt spazieren konnte. Ich will mir gar nicht ausmalen, was los wäre, hätte er mit einer Waffe gedroht.” Kelch fordert die Landesregierung auf, die Umstände zügig aufklären zu lassen und die Polizei endlich so auszustatten, dass sie ihren Aufgaben auch in Cottbus gerecht werden können. Bereits im Januar ist dem Staatsschutz ein Aufmarsch Rechtsradikaler in der Innenstadt verborgen geblieben. „Offenbar haben manche das Gefühl, in Cottbus gehe so etwas, weil man lange genug zumindest von Behörden unbemerkt bleibt. Auch die kritisierte bisher mangelnde Zusammenarbeit zwischen polizeilichem Staatsschutz und dem FC Energie ist nicht allein auf Nachlässigkeiten im Verein zurückzuführen, wie das in Potsdam dargestellt werde.” Ob der 39-jähirge Mann, der aus Potsdam stammen soll, krank ist, müsse ein Arzt feststellen. Krankheit ist nicht strafbar, doch selbst für diesen Fall kann eine solche zumindest unsensible Provokation nicht ohne Folgen für die Person bleiben, so der Oberbürgermeister. Sollte dieses provokative Auftreten jedoch bewusst geschehen sein, dann muss der in Cottbus lebende Mann hart bestraft werden. „Das ist weder ein Streich noch eine Kunstaktion, sondern schändlich und kriminell. In dieser Situation die Cottbuserinnen und Cottbuser und Gäste der Stadt derart in Angst und Schrecken zu versetzen, ist nicht hinnehmbar.”
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