Nach den Vorkommnissen vom letzten Wochenende trugen die Energiespieler heute beim Einlaufen ins Stadion T-Shirts mit „Kein Platz für Nazis“ darauf und der Verein ließ über Stadionsprecher Benni Hanschke eine Erklärung verlesen mit den Schlussworten „Kein Platz für Nazis“. Auch war zu hören, dass alles unternommen werden soll, damit so etwas nie wieder im Stadion der Freundschaft zu sehen und zu hören sein wird. Welche Schritte konkret damit gemeint sind, bleibt abzuwarten. Der besagte Teil des E-Block auf der Westtribüne war heute leer, einige normale Dauerkartenbesitzer, die letzte Woche ihre Plätze nicht einnehmen konnten und vom Ordnungsdienst einige Reihen weiter nach unten beordert wurden, waren zu sehen.
Zum Spiel. Pele Wollitz lässt die Startelf unverändert, Luckenwalde auf der Gegenseite tritt mit nur vier Ersatzspielern an. Der FCE legt auch sofort den Vorwärtsgang ein und erspielt sich die ersten Möglichkeiten, doch immer wieder lief die Offensive ins Abseits. Nach 19 Minuten wurde Förster kurz angespielt, kein Abseits, Petereit im Luckenwalder Tor machte sich breit und der Schuss landete neben dem Kasten. Energie hat hier zunehmend die Spielkontrolle übernommen und drückt Luckenwalde in die eigene Hälfte. Nach 34 Minuten reicht ein langer Pass von hinten auf Benjamin Förster, der enteilt den Verteidigern auf der linken Seite und schiebt überlegt an Keeper Petereit vorbei zu Baude, der nur noch den Fuß hinhalten muss, 1:0! Ein sauber ausgespielter Konter bringt die verdiente Führung für Energie! Wie schon so oft in der Saison lässt Energie danach die Zügel zu locker, Luckenwalde nutzt das nur sieben Minuten später zum überraschenden Ausgleich. Jonas Schmidt kann völlig unbewacht im Fünfmeterraum köpfen und erzielt das 1:1. Noch vor der Pause wechselt Wollitz Paul Gehrmann für Tim Kruse ein, der hat sich scheinbar verletzt.
Ein wenig enttäuschend ist das Unentschieden zur Halbzeit, Energie war feldüberlegen, Luckenwalde nutzte aber die Schwächephase nach der Führung klasse aus. Kaum aus der Kabine scheint die Marschroute für die zweiten 45 Minuten klar, Cottbus kann gleich mit zwei guten Chancen den Ton angeben. Wie schon in der ersten Hälfte taucht Luckenwalde plötzlich und unvermittelt nach 53 Minuten vor Spahics Kasten auf, kommt wieder frei zum Kopfball, nur diesmal kann der Keeper schlimmeres verhindern. Energie kann den Druck nicht aufrechterhalten, die Zuspiele werden ungenauer und Pele Wollitz sieht nach einer guten Stunde, wie Luckenwalde immer wieder kleine Nadelstiche setzt, auch die Fans werden unruhig und fordern „Aufwachen!“ Ziegenbein geht wenige Augenblicke später vom Platz, für ihn übernimmt Stürmer Mamba und soll für neue Power in der Offensive sorgen.
4.517 Zuschauer sehen eine mühsame Partie, nach Ecken steht es in der 80. Minute 8:3 für Energie, gefährlich war nicht eine davon. Die Lausitzer schnüren Luckenwalde in der eigenen Hälfte ein, aber ohne die zündende Idee den Abwehrriegel zu knacken. Dabei kann man dem FCE den Willen nicht mal zwingend absprechen, lediglich die Mittel scheinen heute arg begrenzt. Als die Messen schon gesungen schienen tauchte Mamba im Strafraumgewusel auf und fackelte nicht lange und schoss den FCE zum 2:1!! Danach hatte er noch zwei weitere tolle Möglichkeiten, die ließ er aber ungenutzt.
So ein Spiel musst du erstmal gewinnen! Joker Streli Mamba brachte neue Energie auf den Rasen und machte sein erstes Regionalligator der Saison. Jena und der Berliner AK spielen noch am heutigen Samstag, vorläufig rückt der FCE auf Platz zwei und vier Punkte Rückstand ran.
Stimmen zum Spiel:
Ansprache vor der Partie: „Liebe Fans, liebe Mitglieder, liebe Sponsoren und Partner des FC Energie Cottbus,
unser aller Herzensverein steht seit jeher für Fairness, Weltoffenheit, Vielfalt und Toleranz und lehnt jegliche Formen von Diskriminierung, Rassismus oder Gewalt konsequent ab. Abschätzige, diffamierende und beleidigende Äußerungen gegenüber unseren Gästen im Stadion der Freundschaft können und werden wir ebenfalls nicht dulden. Mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten werden wir dafür Sorge tragen, dass derartige Vorfälle wie am vergangenen Sonnabend in unserem „Wohnzimmer“ nicht mehr zu hören und zu sehen sein werden.
Daher sagen wir an dieser Stelle klar und deutlich: Im Sport, im Fußball und allen voran hier beim FC Energie Cottbus ist „KEIN PLATZ FÜR NAZIS!”.“
FSV Luckenwalde, Trainer Ingo Nachtigall: „Es geht mir langsam auf den Keks, es ist das dritte Spiel hintereinander wo wir gute Möglichkeiten hatten und uns dann um die Punkte gebracht haben. Wir wussten was heute auf uns zukommt. Wir haben versucht tief zu stehen und haben das nicht konsequent gemacht. Das 1:0 bekommen wir durch ein Kontertor, machen das 1:1 aber durch einen einstudierten Standard. Am Ende ging uns die Kraft aus, wir müssen viele gute Jungs derzeit ersetzen, zum Schluss haben wir vorn mit zwei Abwehrspielern gespielt. Wir hatten noch ein paar gute Chancen, wir wurden am Ende bestraft. Wir als kleiner Verein sind in der Lage guten Fußball zu spielen, Cottbus hat sich sehr schwer getan, umso bitterer ist es für uns.“
Energie Cottbus, Pele Wollitz: „Wir müssen uns für den Sieg nicht entschuldigen. Ich glaube es hat nichts damit zu tun, dass der Gegner tief gespielt hat. Im ganzen Spiel gab es Verzögerungen und bei 95 Minuten Nettospielzeit konnten wir unser Tempo nicht aufziehen. Luckenwalde wollte gut Fußball spielen und hat in dem System gut verteidigt. Wir haben ein wenig die Klarheit verloren und in der Eins zu Eins Situation oft die falsche Entscheidung getroffen. Der Luckenwalder Torwart ist ein toller Spieler, aber er hat im ganzen Spiel verzögert, als das 2:1 gefallen ist ging es plötzlich wieder ganz schnell. Am Ende sind wir dennoch belohnt worden.“
Fotos: Christiane Weiland