Von September bis Dezember 2016 zeigen das FilmFestival Cottbus und das Menschenrechtszentrum Cottbus vier Filme, die auf eindringliche Weise die Auswirkungen des sozialistischen Totalitarismus auf den Alltag behandeln. Dabei reisen die Zuschauer zur blutigen Grenze zwischen Türkei und Bulgarien, sehen die Berliner Mauer von der „anderen Seite“ , erleben die Liebe im kubanischen Alltag und begleiten drei rumänische Männer auf ihrer Reise durch den real existierenden Sozialismus in den Kapitalismus. „Wir wollen an diesem geschichtsträchtigen Ort, der selbst immer wieder Mittel- und Endpunkt von politischen Entscheidungen und Entwicklungen sozialistischer Zwangssysteme war, ihre Auswirkungen im Alltag analysieren“, erklärt die geschäftsführende Vorsitzende des Menschenrechtszentrums Cottbus, Sylvia Wähling. „Dabei nehmen wir natürlich einen besonderen Bezug auf die Stasi-Vergangenheit, wollen aber über diesen Tellerrand hinausschauen.“
So geht der erste von vier Filmbeiträgen, die monatlich von September bis Dezember gezeigt werden, auf die Mauertoten außerhalb Deutschlands ein. In JUDGMENT – GRENZE DER HOFFNUNG (07. 09. 2016 / 19:00Uhr) schleust ein ehemaliger bulgarischer Grenzschützer Flüchtlinge aus Syrien in die EU – über dieselben Routen, die er während des Kalten Krieges unbarmherzig gegen Flüchtlinge aus der DDR verteidigte und die Schauplatz traumatischer Erinnerungen sind. BIS AN DIE GRENZE (03. 10. 2016 / 15:00Uhr) zieht dann die Verbindung zur innerdeutschen Grenze, der Mauer in Berlin. Kaum zu sehende persönliche Aufnahmen von Amateurfilmern zeichnen ein intimes Porträt einer durch den Eisernen Vorhang geteilten Stadt. Der Dokumentarfilm HAVANNA MI AMOR (09. 11. 2016 19:00Uhr) wird während des FilmFestival Cottbus (08. – 13. 11.) im Rahmen der Sektion „Fokus“, welche in diesem Jahr aktuelle Filme aus und über Kuba zeigt und fragt, inwieweit sich die Gesellschaft in dem sozialistischen Karibik-Staat seit der vorsichtigen politischen Öffnung verändert. Obwohl eine klassische Liebesgeschichte erzählt wird, zeigen die authentischen Interviews an Originalorten die schwierigen Lebensverhältnisse im sozialistischen Kuba. Die Filmreihe wird mit dem Beitrag NEULICH DIE REISE MIT VATER (07. 12. 2016 / 19:00Uhr) abschließen. Drei Männer einer rumänischen Familie reisen im Jahr 1968 in die DDR, wobei ihnen auf der Rückreise der Prager Frühling einen Strich durch die Rechnung macht. Das Roadmovie wird im Monat zuvor bereits beim FilmFestival Cottbus zur Aufführung kommen.
Zu allen Vorführungen wird es Gespräche mit den Filmproduzenten und Regisseuren geben. „Die Freude ist groß, dass wir mit dem Menschenrechtszentrum einen weiteren Spielort außerhalb der traditionellen Spielorte haben, und dass wir mit der Reihe auch außerhalb unseres Festivalzeitraums präsent sind“ so Bernd Buder, Programmdirektor des FilmFestival Cottbus, zu der Reihe. „Die in den Filmen behandelten Themen, so vielfältig sie sind, sind hochbrisant und im Kontext mit dem geschichtsträchtigen Spielort eine große Bereicherung.“
Die Filmreihe „Kino hinter Gittern“ findet mit Unterstützung der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung statt. Das FilmFestival Cottbus wird maßgeblich unterstützt vom Land Brandenburg, dem Medienboard Berlin-Brandenburg, der Stadt Cottbus, dem Creative Europe – MEDIA-Programm und dem Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland.
Termine:
07. 09. 2016 / 19:00Uhr JUDGMENT – GRENZE DER HOFFNUNG (2014 Bulgarien, Kroatien, Mazedonien, Deutschland)
03. 10. 2016 / 15:00Uhr BIS AN DIE GRENZE (2009 Deutschland)
09. 11. 2016 19:00Uhr HAVANNA MI AMOR (2000 Deutschland)
07. 12. 2016 / 19:00Uhr NEULICH DIE REISE MIT VATER (2016 Deutschland, Ungarn, Rumänien, Schweden)
Ort:
Menschenrechtszentrum Cottbus e.V.
Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus
Bautzener Straße 140
03050 Cottbus