Mit sieben Medaillen im Gepäck sind die drei Starterinnen des BPRSV Cottbus von der Leichtathletik-Europameisterschaft der Behindertensportler heimgekehrt. Martina Willing holte sich einen kompletten Medaillensatz ab, nachdem sie in Italien beim Speerwurf Gold gewann, den Kugelstoßwettbewerb als Zweite abschloss und schließlich das Diskuswerfen als Dritte beendete.
Beim festlichen Empfang beim Stadtsportbund fehlte die 56-jährige allerdings, da sie sich derzeit in Radensleben Trainingseinheiten zu Pferde absolviert, um ihre Stabilität im Rollstuhl zu verbessern.
Anwesend, wenngleich ohne ihre EM-Medaillen, waren indes Frances Herrmann und Janne Sophie Engeleiter. “Meine Oma liegt im Krankenhaus, der habe ich meine Medaillen gezeigt und diese ihr gleich dort überlassen, die sollen ihr auf dem Weg zur Gesundung helfen “, so das nachvollziehbare Argument der Silbermedaillengewinnern des Speerwerfens von Grosseto Frances Herrmann, die daneben ja auch noch Kugel-Bronze gewann. Zwei Mal Bronze, so die Bilanz der nahezu erblindeten Sprinterin Janne Sophie Engeleiter, die über 100 und 200 Meter jeweils Zweite wurde.
Während Willing und Herrman bereits für die Paralympics von Rio de Janeiro nominiert worden sind, wartet Janne Sophie noch auf die Bestätigung. “Aber wir haben große Hoffnungen, dass auch sie dabei ist, wenngleich es noch zwei Quali-Wettkämpfe bis zur endgültigen Verkündung des Kaders gibt”, so Trainer Ralf Paulo. Dessen Sprinterin derzeit Siebte der Weltrangliste ist und der er zutraut, dass sie die 100-m-Norm von 12,81 Sekunden bei den verbleibenden Wettkämpfen knackt. “Und selbst wenn dann noch zwei, drei Tausendstel fehlen sollten, bin ich sicher dass Janne mitfährt, weil sie in Deutschland unangefochten ist”, so der Trainer.
“Ihr seid so tolle Vorbilder für andere Sportler, aber auch für alle Menschen mit Behinderung, ich gratuliere euch für das hier und jetzt und wünsche euch für die Paraympics alles Gute. Vieleicht finden wir uns danach hier zu einem ähnlichen Empfgang ein, wie heute. Alles Gute Euch”, so der Cottbuser Dezernent für Ordnung, Sicherheit, Umwelt und Bürgerservice, Thomas Bergner. Der in den Siebzigern selbst als Stabhochspringer ein Aktiver der damaligen Leichtathletik-Sektion des SC Cottbus war und der sich deshalb bis heute in die Situation der Leistungssportler bestens hinein versetzen kann.
Der Leiter des Olympiastützpunktes Frankfurt/Oder Wilfried Lausch machte in seiner Laudatio darauf aufmerksam, dass gerade dei Behindertensportler eine große Verantwortung in sich tragen: “Wenn wir uns ansehen, was beispielsweise ein Ronny Ziesmer nach seinem Unfall für ein Beispiel von Lebensmut und Zuversicht wurde, dann sollte das doch auch den Nichtsportlern unserer Gesellschaft Mut machen. Und wenn dann solche jungen Leute auch noch international ganz vorn dabei sein, ist das doch Beweis genug, wohin ein strebsames Leben führen kann!”