Man darf sich vorstellen, dass Meeting-Dieklektor Ulrich Hobeck zwar gespannt, dennoch aber ein wenig sorgenvoll auf die Versuche von Shawn Barber geschaut hat, als dieser sich an der neuen Meeting-Rekord-Höhe von 5,91m versuchte. Den Tagessieg hatte der aktuelle Hallenweltmeister schon mit übersprungenen 5,77 Metern in der Tasche, nun wollte er sich noch die Sonderpämie für den Meeting-Rekord holen. Dies misslang drei mal mehr oder weniger deutlich, so dass Hobeck leicht aufatmen konnte. Hatte der doch zuvor im internen Kreis preis gegeben, dass der Etat für das 14. Internationale Springermeeting bis zum Veranstaltungsbeginn mit “Plusminusnull” perfekt aufgegangen war: “Für das ausgelobte Preisgeld für neue Rekorde hätte ich nochmal in die Spur gehen müssen, um dieses Geld einzuwerben. Aber auch das hätte ich gern getan, zumal ich ja am Festbankett nach der Veranstaltung fast alle meine Geldgeber am Tisch habe und dabei ihre gute Stimmung nach der tollen Veranstaltung hätte nutzen können.”
Doch auch ohne neuen Meeting-Rekord wurden die Besucher in der ausverkauften Arena bestens und vor allem spannend unterhalten. Drei Herren lieferten sich an der Stabhochsprunganlage ein spannendes Finale, aus dem am Ende der Kanadier Shawn Barber als Sieger hervorging. Lediglich über die Zahl der Fehlversuche wurde über die Plätze zwei und drei entschieden. Hatten doch der Deutsche Carlo Paech und Michal Baldner aus Tschechien jeweils 5,70 übersprungen. Nur zweimal fiel die Latte zuvor beim Deutschen, Baldner hatte bereits bei seiner Einstiegshöhe von 5,30 zwei Fehlversuche hingelegt, so dass der WM-Siebte des Vorjahres am Ende auf Rang drei einkam.
Große Spannung lag über dem Wettbewerb der hochspringenden Damen. Hierfür hatte sich kurzfristig die WM-Dritte von 2009, Ariane Friedrich nach ihrer 30-monatigen Pause bei Hobeck gemeldet. “Ich hatte schon viel Gutes von Cottbus gehört, da erschien es sinnvoll den Saisonstart in die Lausitz zu legen”, erklärte sie nach Beendigung des Wettkampfes, den sie mit übersprungenen 1,88m als Achte des Elferfeldes sah. Die 32-jährige äußerte sich dennoch halbwegs zufrieden: “Ich bin ja schon froh, nicht Letzte geworden zu sein. Aber dennoch hätte ich gern die 1,91 mitgenommen, aber alles braucht auch seine Zeit in Richtung Olympia in Rio, denke ich. Cottbus jedenfalls war grandios. Ich weiß nicht so recht was ich mehr loben soll. Die perfekte Organisation, das unglaublich begeisterungsfähige Publikum, oder das leistungsstarke Feld der Konkurrentinnen. Eins steht fest, ich bin auch 2017 wieder bei Euch, wenn es das nächste Meeting gibt!”
Aus dem Kreis ihrer Mitstreiterinnen um den Tagessieg ragten am Ende die drei Finalisten des Vorjahres noch ein wenig heraus. Die Dritte von 2015 Airine Palsyte aus Litauen setzte sich am Ende der Drei-Stunden-Show mit der Weltjahresbestleistung von 1,97m durch. Die Seniorin des Feldes, die in Cottbus nach ihren Siegen aus 2007 und 2014 bestens bekannte und überaus beliebte Ruth Beitia landete mit ihren 1,94m auf Rang zwei. Bis zu dieser Sprunghöhe hatte Beitia all ihre vorangegangenen Höhen im ersten Versuch gemeistert. Die gleiche Höhe wie die Spanierin übersprang Vorjahressiegerin Kamila Licwinko, doch hatte die Polin bei 1,88m eine Fehlversuch ins Protokoll gebracht.
Alles in allem eine großartige Veranstaltung, die von einigen lokalen Sportgrößen besucht wurde. So sah man im Publikum den Marathon-Bronze-Mann von 1992 Stephan Freigang mit seiner Familie, ebenso wie Bahnsprinter Maximilian Levy und den Energie-Fußballer des Jahres 2015 Renè Renno, der mit Kapitän Uwe Möhrle mit den Springern fieberte. “Ich bin schon so lange in Cottbus. Aber diese tolle Veranstaltung habe ich heute zum ersten Mal gesehen, ich bin begeistert und Kompliment an die Macher”, so René Renno. Dessen Kapitän sich übers Hallenmikrofon für das Rückrundenauftaktspiel am Sonntag gegen Fortuna eine ähnliche Stimmung im “Stadion der Freundschaft” wünschte. “Wir feiern unseren 50.Geburtstag, da wollen wir unsere Zuschauer natürlich mit einem Sieg beschenken!”
Titelfoto: Barbers Siegsprung; Urheber: cbpix
Foto 2: Wunderschön und erfolgreich: die Siegerin Airine Palsyte aus Litauen; Fotograf: Georg Zielonkowski
Galerie: cbpix
[iframe width=”640″ height=”360″ src=”https://www.youtube.com/embed/empWD9DIE8M” frameborder=”0″ allowfullscreen ]