Zahlreiche Filmstreifen liefen beim 25. Cottbuser FilmFestival über die Leinwand. Sechs Tage lang strömten tausende Besucher von einer Spielstätte zur nächsten und widmeten ihre Aufmerksamkeit den verschiedensten Filmwerken aus unterschiedlichen osteuropäischen Regionen. Eine interessante Flimmerwoche nahm ihren Lauf. Die Präsentation der filmischen Beiträge entfaltete sich auf hoher Ebene und mit faktischen Hintergründen. Im Rahmen der feierlichen Preisverleihung bekam die begehrte Lubina-Skulptur erneut ihr Zuhause. Christian Matteé führte das gut gelaunte Publikum durch den Abend. So glasklar die Lubina strahlte, so klar war auch letztendlich die Abstimmung der Internationalen Jurymitglieder über den Sieger des 25. FilmFestivals in Cottbus. Die fünfköpfige Jury setzte sich aus ungleichen Charakteren zusammen, Ineke Smits aus den Niederlanden, Aida Begic aus Sarajevo, Andreas Kleinert aus Deutschland, Zelimir Zilnik aus Serbien und Visar Morina aus dem Kosovo besaßen am Veranstaltungsabend die Ehre den Gewinner bekannt zu geben.
Einen Grund zum Feiern gab es für die talentierte Schauspielerin Tihana Lazovic, für den Film „Mittagssonne“ von Dalibor Matanic mehrfach. Zum einen erhielt dieser herausragende Film dem Fipresci-Preis gemeinsam mit dem Streifen „Sauerkirschen“ von Branko Schmidt den Preis der Ökumenischen Jury. Wenig später, als der Filmstreifen „Mittagssonne“ noch für den Hauptpreis als bester Film ausgewählt wurde, war Tihana Lazovic überwältigt. Die Gesellschaft zur Wahrnehmung von Film-und Fernsehrechten stiftete diesen Preis in Höhe von 25.000 Euro. Matanic erzählt eine realwirkende Geschichte, gegliedert in drei Episoden, über drei Liebesgeschichten zwischen einer serbischen Frau und einem kroatischen Mann in einem Zeitraum von 20 Jahren (1991-2011). Sensationell gelingt es ihm, den Wahnsinn des Bürgerkrieges emotional tiefgreifend in Bildern wiederzugeben. Die erste Episode beinhaltet den Plan, dass Jelena und ihr Freund Ivan ihrer Provinz den Rücken kehren und nach Zagreb auswandern wollen. Doch mit dem Einzug serbischer Soldaten hat der jahrelang aufgestaute Hass nun freie Bahn und aus Nachbarn werden Feinde. Die zweite Episode beginnt im Jahre 2001 – dort kehren Mutter und Tochter in ihr zerstörtes Dorf zurück und ein junger Kroate hilft beim Wiederaufbau ihres Hauses. Zwischen ihm und der jungen Serbin herrscht kaum Kommunikationsbereitschaft, aber der sich entwickelnden magnetischen Anziehungskraft können beide nicht entfliehen. Dennoch nagen die Erinnerungen an die fatalen Kriegsereignisse an ihnen. Auch in der dritten Episode, 20 Jahre nach dem Ausbruch des Krieges, heilte die Zeit noch immer keine Wunden, denn der junge Student konnte seinen kroatischen Eltern keinen reinen Wein einschenken, dass er eine Serbin liebte, die auch noch ein Kind von ihm bekam. Seit Jahren flüchtet er lieber in das Sicherheitsgewand der Großstadt. Auch die Zuschauer waren von diesem meisterhaften Werk begeistert. Der Preis für eine herausragende Darstellerin ging ebenfalls an Tihana Lazovic für ihre schauspielerische Darbietung in „Mittagssonne“ von Dalibor Matanic. Gestiftet wurde dieser von der Stadt Cottbus in Höhe von 5.000 Euro. #
Karel Roden erhielt den Preis für einen herausragenden Darsteller für seine Rolle in „Familienfilm“ von Olmo Omerzu. Das Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro stiftete die Sparkasse Spree-Neiße. Viel Lob und Anerkennung bekamen auch der Spielfilm „Dämon“ von Marcin Wrona, der Kurzspielfilm „Ogasavara“ von Tato Kotetishvili und der im Fokus stehende Film „Heimkehr“ von Inna Denisova von der internationalen Festivaljury. Lili Horváth aus Ungarn wurde mit dem Spezialpreis für die beste Regie geehrt und erhielt für ihren Spielfilm „Mittwochskind“ die Stiftungsprämie vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) in Höhe von 7.500 Euro. Auch der Wettbewerbsspielfilm „Nomaden des Himmels“ von Mirlan Abdykalykov katapultierte sich in die Herzen der Zuschauer und erhielt den „Cottbus ins Kino-Preis“ zur Förderung des Verleihs eines Festivalfilms in Höhe bis zu 10.000 Euro. Dieser wurde von der Medienboard Berlin-Brandenburg gestiftet. Den Dialog-Preis für die Verständigung zwischen den Kulturen ging an den Filmstreifen „Sagyntays erste Frau“ von Daniyar Salamat und wurde mit dem Betrag von 3.000 Euro vom Auswärtigen Amt gestiftet. Auch die russische Regisseurin Aksinya Gog durfte in einer Glücksgefühlswelle schweben, denn sie erhielt für ihren Kurzfilm „Fedors Reise durch Moskau am Ende des 21. Jahrhunderts“ den Hauptpreis, der von Druckzone Cottbus in einer Höhe von 2.500 Euro gestiftet wurde. Über den Spezialpreis konnte sich der polnische Regisseur Milosz Sakowski mit seinen Kurzspielfilm „Omatag“ freuen, denn dieser war dotiert mit einer Summe von 1.000 Euro und wurde von der Planungsgruppe ABV GmbH, Aninstitut der BTU Cottbus-Senftenberg gestiftet. Der Cottbus Discovery Award, im Wert von 4.000 Euro ging an den Film „Mir gehört die Welt“ von Nicolae Constantin Tánase aus Rumänien. Dieser Preis wurde von Synchro Film, Video & Audio aus Wien gestiftet. Nicht außer Acht zu lassen sind die nicht kulturfremden Teenager-Filme, die ihr Publikum mit realtendenziellen Geschichten begeistern. Es standen sich sechs Filme im U18 Deutsch-Polnischen-Wettbewerb Jugendfilm gegenüber. Auch hier hatte es die junge Jury nicht leicht eine kompromisslose Entscheidung zu treffen. Doch am Ende gab es nur einen Gewinner und das war der Film „4 Könige“ von Theresa von Eltz. Das Preisgeld für den besten Jugendfilm in Höhe von 1.500 Euro stiftete die Handwerkskammer Cottbus. Mit ihrer Siegeseuphorie strahlte sie übers ganze Gesicht. Das Publikum applaudierte lautstark und genoss die Freude mit ihr. Lobenswerte Worte flossen auch über den Film „Crache Coueur“ von Julia Kowalski. Engagement kennt keine Grenzen, denn die Stiftungsprämie von der BTU sowie der Filmuniversität Babelsberg „Konrad Wolf“ in Höhe von 3.000 Euro ist der Preis für den besten Debütfilm. Diesen erhielt der kosovarische Regisseur Visar Morina für seinen Film „Babai“. Den Publikumspreis in Höhe von 3.000 Euro stiftete die Lausitzer Rundschau und ging an den Film „Siska Deluxe“ von Jan Cvitkovic aus Slowenien. Die Gratulation gilt natürlich allen Teilnehmern, die das 25-jährige FilmFestival bereichert haben.
Das 25. osteuropäische FilmFestival überzeugte täglich mit jede Menge guter Filme und alle faszinierten auf ihre eigene Weise. Der Beweis lag klar auf der Hand, denn wenn man sich die Besucherzahlen so anschaute, wusste man, wie sehr das Interesse um Kultur, Politik, Gesellschaft und Kunst innerhalb und außerhalb der Regionen geschätzt wird. Alle Spielstätten waren gut besucht und konnten sich von ihrer schönsten Seite zeigen.
Nach der erfolgreichen Preisverleihung in der Cottbuser Stadthalle schimmerte der Abschlussfilm „Disco Polo“ von Maciej Bochniak über die große Leinwand. Gerade die Liebe zur Musik schubst vor allem junge Menschen in die Zielgerade, ihre Träume in die Tat umzusetzen. „Disco Polo“ ist die Geschichte zweier talentierter Musiker im Jugendalter, die in den wilden 90er Jahren ihren Traum nach Ruhm, Geld und sinnlicher Liebe unwillkürlich nachgehen wollen und förmlich alles auf eine Karte setzen. Ob sich die Illusionen der beiden wirklich bewahrheiten und es sich tatsächlich lohnte, die herkömmliche Provinz zu verlassen, verrät die Handlung des 107minütigen Filmgeschehens.
In der gelungenen Jubiläumswoche bewies die Stadt Cottbus erneut, dass die kulturelle Vereinigung verschiedener osteuropäischer Regionen von großem Nutzen sind. Im Anschluss der Feierlichkeit konnten alle Partyseelen sich noch von Popmelodien inspirieren und so richtig die Korken knallen lassen. Die DJ`s Dr.M sowie DJ Pixie rockten gemeinsam mit ihren Partygästen die Bühne im Glad-House.
Die Freude auf das Jahr 2016 bewegt sich jetzt schon auf hohem Niveau, denn durch die spezielle Anmerkung, die neuen Ideen in naher Zukunft verwirklichen zu können besteht darin, den Blickwinkel für filmische Neuentdeckungen zu vergrößern, denn allein der Gedanke mit Kuba beispielsweise eventuell Koproduktionen zu bilden, würde nicht nur die allgemeine Filmindustrie bereichern, sondern auch die systematische Bedeutung der mittel-und osteuropäischen Filme. Wir sind gespannt auf das, was das nächste Jahr zu bieten pflegt!