Zur Eröffnung der Tagungsmesse zukunfts technologie tage (ztt) am 5. November 2014 führte Antje Rohde, Projektleiterin ztt (unitedSale & more GmbH) und Norman Müller, Geschäftsführer der Energieregion Lausitz-Spreewald GmbH, die Besucher durch die Messe Cottbus mit 75 Ausstellern in den Bereichen Energie- und Speichertechnologien, Fachkräfte, Innovation und Sicherheit.
Im Anschluss startete das Tagungsprogramm der Energieregion Lausitz. Rund 320 Teilnehmer haben sich insgesamt für die Veranstaltungen
Kongress „Technologische Herausforderungen der Energiewende“ plus anschließenden Abendempfang am 05.11.2014
Bioenergie-Fachtagung „Energetische Nutzung von Biomasse – Ansätze für die Region“ am 06.11.2014
Fachkräfte-Serviceplattform mit durchgehenden Vortragsprogramm zur Fachkräftegewinnung und Fachkräftebindung sowie Praktikanten- und Jobbörse an beiden Messetagen
„Auch in diesem Jahr haben wir es wieder geschafft ein hochkarätiges Kongress-Programm zusammenzustellen. Die Lösungskompetenz für die Umsetzung der Energiewende entlang des Energiesystems wurde in den Mittelpunkt des ersten Messetages gestellt. Ziel muss eine verlässliche, effiziente und zugleich bezahlbare Stromversorgung sein. Aufgrund des flukturierenden Charakters der Energieerzeugung aus Erneuerbaren kommt dabei dem Ausbau von Speicherkapazitäten oder eben dem Aufbau von „Flexibilisierungskapazitäten“ eine besondere Bedeutung zu. Das heißt, eine Flexibilisierung der Erzeugung, der Aufbau von Mittel- bis Langfristspeicher, Netzausbau und intelligente Steuerung sowie Steuerung des Verbrauchs. In allen Themenfeldern zeigten Fachexperten Entwicklungsstände und Perspektiven auf.“, so Norman Müller, Geschäftsführer der Energieregion Lausitz-Spreewald GmbH.
Der TV- und Fernsehjournalist, Gerald Meyer, führte die rund 150 Fachteilnehmer durch das Programm des Energie-Kongresses, den Herr Harald Altekrüger, stellvertretender Sprecher der Energieregion Lausitz und Landrat im Landkreis Spree-Neiße eröffnete. „Unser Ziel ist es, die Förderung von Forschung und Entwicklung sowie die Stärkung der Innovationsfähigkeit der Unternehmen gerade in dem Bereich der Energiespeicherung voranzutreiben. Die noch engere Vernetzung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft soll unter anderen auch durch Plattformen wie den zukunfts technologie tagen und dem themenspezifischen Kongress erreicht werden.“, führt Harald Altekrüger in der Eröffnungsrede aus.
Aus Sicht der Energiewirtschaft und der Wissenschaft stellten die Referenten die Herausforderungen für das Energienetz dar. So machte Dr. Matthias Müller-Mienack von der GridLab GmbH auf die notwendigen Anpassungen der Verteilnetze aufmerksam. „Die installierte Leistung der Erneuerbaren Energien ist derzeit in Nordostdeutschland doppelt so hoch wie die Spitzenlast.“, erklärte er die Problematik. „Das führte 2013 allein im Netz von 50 Hertz zur Abregelung von Erneuerbaren Energien an 142 Tagen, wo beispielsweise Windparks keinen Strom mehr ins Netz einspeisen dürfen.“
Frau Annegret-Cl. Agricola von der Deutschen Energie-Agentur zeigte dies zahlenmäßig anhand der dena-Verteilnetzstudie auf. Im Jahr 2025 ist mit einer eingespeisten Leistung von 140.000 MW Erneuerbarer Energien zu rechnen; davon allein 125.000 MW flukturierende Einspeisung. Das benötigt Flexibilität im Stromsystem. „Der Ausbau Erneuerbare Energien ist weiterhin auf hohem Niveau zu halten. Der Ausbaubedarf der deutschen Stromverteilnetze bis 2030 liegt hierfür bei 193.000 km.“, so Annegret-Cl. Agricola. „Die Netzausbaubedingungen sind allerdings an die Systemdienstleistungen für Erneuerbare Energien anzugleichen.“ Das heißt, dass unter anderem der Netzausbau für Niederspannung zu vermeiden ist sowie Produkte/Verfahren zur Frequenz- und Spannungshaltung zu entwickeln sind.
Mit der Flexibilisierung von Braunkohlekraftwerken beschäftigt sich seit Jahren der regionale Energiekonzern Vattenfall Europe AG. Für die Steigerung der Leistungsgradienten kommt derzeit das FlexGen-Programm beim Kraftwerkspark Jänschwalde zum Einsatz. „Der Prototyp zur Flexibilität kommt vergleichbar nahe an Steinkohle- und Gaskraftwerke heran.“, berichtete Olaf Adermann, Leiter der Abteilung Asset Management von Vattenfall Europe AG.
Clemens Triebel von Younicos AG hebte hervor, dass für die Region das Zusammenspiel fossiler mit erneuerbarer Energien ein Schwerpunkt darstellen sollte. „Die Politik dagegen muss die Innovationskraft des Landes mit einem Regelwerk zur Förderung treibender Unternehmen sichern.“, so Triebel.
Der Einsatz von Intelligenten Zählern könnte dazu beitragen, dass bis zu 30 Prozent Netzausbau vermeidbar sind. Bei dieser intelligenten Netzsteuerung werden Verbraucher über den eigenen Energieverbrauch und die tatsächliche Nutzungszeit über ein Energieportal informiert. Frank Elstermann von umetriq Metering Services GmbH berichtete vom dreijährigen Pilotprojekt von 2010 bis 2013 über eine Einsparung von rund 10 Prozent bei den Verbrauchern. „Derzeit ist die Technologie allerdings mit einer großen Markteintrittsbarriere belastet.“, so Elstermann. „Hohe Anschaffungskosten und IT-Sicherheitsanforderungen hindern die marktreife Umsetzung.“
Die zweite Tagungshälfte war dem Thema der Speicherung gewidmet. Neben der mobilen Speicherung zum Beispiel in Elektroautos und allgemein der Batteriespeicherung wurde das Thema der Direktmethanisierung von Rohbiogas aus Windkraftanlagen und Photovoltaik aufgerufen. Prof. Harald Schwarz weiste darauf hin, dass die Automobilindustrie hinsichtlich der Produktion von Elektroautos mit Rückspeisung gefördert werden müsse. Bisher sei der Mehrwert für Firmen nicht ersichtlich. Ein weiterer Beitrag der BTU Cottbus-Senftenberg durch Prof. Hans-Joachim Krautz vom Lehrstuhl Kraftwerkstechnik zeigte die kohlenstoffbasierten Speichertechnologien als Alternative zur mittel- und langfristigen Speicherung auf. „Weiterhin müssen Impulse aus der Energieregion Lausitz ausgehen, die nötige Infrastruktur ist schließlich vorhanden.“, appellierte Krautz.
Dem nötigen Fachkräftenachwuchs widmete sich die Fachkräfte-Serviceplattform an beiden Messetagen. Zahlreiche Stellenprofile für Unternehmen, aber auch Stellenangebote standen den Messeteilnehmern zur Verfügung. „Auch das durchgehende Vortragsprogramm wurde dankend angenommen und hilft sicherlich den ein oder anderen Unternehmer seine Fachkraft langfristig zu binden und das Know-how der Region zur Verfügung zu stellen.“, so Norman Müller. Besonders stolz sind wir, dass wir zur Fachkräftesicherung ein Portal für die regionale Weitervermittlung von Bewerbern und Absolventen realisieren konnten. Die Landräte und der Oberbürgermeister der Stadt Cottbus haben diese Umsetzung unterstützt. Nun gilt es alle Akteure einzubeziehen.“, führt Norman Müller weiter aus.
Beim Abendempfang der Energieregion Lausitz kamen ein geladener Kreis und die Messeteilnehmer nochmals gebündelt zusammen und ließen den informationsreichen ersten Messetag in angenehmer Atmosphäre ausklingen. Gewidmet wurde der Abend den Start-up Unternehmen, die mit innovativen Ideen Impulse für eine positive Wirtschaftsdynamik einbringen. Über den vorab ausgeschriebenen Zukunftspreis „Das Rote Z“ konnten drei Jungunternehmer – die zawuu UG, Time4Innovation und EnerKite GmbH – den Innovationspreis entgegen nehmen.
Auch die Bioenergie-Fachtagung zur „Energetischen Nutzung von Biomasse“ am zweiten Messetag zog ein zahlreiches Publikum in die Messe Cottbus. Rund 80 Teilnehmer erhielten mögliche Ansätze für Umsetzungsvorhaben. Trotz derzeit schwerer politischen Rahmenbedingungen war der Tenor, weiterhin aktiv regionale Potenziale im Bereich Biomasse zu nutzen. Vor allem kommunale Treiber sind aufgerufen anhand vorhandener Klimaschutzkonzepte in die Umsetzungsphase zu gehen.