Trainer Markus Crüger wehrte lachend ab: “Ich weiß, was Du sagen willst”. Nach seiner Rückkehr vom erfolgreichen Auswärtsspiel beim Berliner VV schaute er kurz bei den Herren vorbei und erntete bei seinem Kollegen Javor Takev nur mäßig Verständnis. “Es war wieder so ein Spiel, wo wir nur das nötigste tun mussten, um zu gewinnen. Mehr haben wir auch nicht getan.”, fasste der Frauentrainer das mit 3:1 (23:25, 25:10, 26:24, 25:17) gewonnene Spiel zusammen. Der Verlust des ersten Satzes nach einer 19:11 Führung und der darauf folgende 25:10 – Satzgewinn zeigt, wie inkonsequent seine Spielerinnen zu Werke gingen. Wer seine akribische Arbeit kennt, kann seinen Kummer verstehen. Da der Tabellenführer Rotation Prenzlauer Berg pausierte, übernahmen die Cottbuserinnen damit zwischenzeitlich die Tabellenführung.
Herren-Trainer Takev hingegen wünschte sich solche Probleme. Nach dem erfolgreichen Spiel in Berlin vor zwei Wochen hoffte er auf den nötigen Schwung für das Heimspiel gegen den bislang erfolglosen CV Mitteldeutschland II. Die Zeichen standen nicht schlecht. Erstmals in dieser Saison konnte er auf die maximal möglichen 12 Spieler zurückgreifen. Und das, obwohl sich der erfahrene Kapitän Sebastian Brauer wegen einer Knieverletzung auf unabsehbare Zeit abmeldete. “Das trifft uns hart, aber etwas überraschend meldeten sich alle anderen Verletzten und Kranke zurück. Ich hatte die Qual der Wahl”. Dabei bewies er jedoch kein gutes Händchen, wie er nach dem Spiel unumwunden zugab. Dem mit 25:20 gewonnenen ersten Durchgang folgte mit 19:25 ein unerklärlicher Einbruch. Selbst der nach deutlicher Führung (17:13) noch mit 25:23 ins Ziel gerettete 3. Satz verlieh dem Team keine Sicherheit. Immer einem Rückstand hinterher laufend musste der 4. Durchgang ebenso knapp mit 23:25 abgegeben werden.
Was dann im 5. Satz passierte, hat wohl noch keiner in der Halle bislang erlebt. Völlig desorientiert gab der Gastgeber in dem auf 15 Gewinnpunkte limitierten Entscheidungssatz Punkt für Punkt ab und erst bei sage und schreibe 0:8 Punkten wechselten beide Teams die Seiten. Mit der Hereinnahme von Rückkehrer Michael Hensel bei 2:12 keimte noch einmal Hoffnung auf. Mit David Roy am Aufschlag holte der SV Energie acht Punkte am Stück und verkürzte auf 10:12. Bei 12:15 fand aber auch diese Aufholjagd ihr Ende.
Mit diesem einen Punkt aus der 2:3-Niederlage kann der Vizemeister nicht zufrieden sein. “Dieser Punkt war das Beste an diesem Tag. Ich hoffe, wir finden wieder zu unserer Stabilität, die uns in der vergangenen Spielzeit ausgezeichnet hat”, schaut der Trainer wehmütig zurück. Als Lichtblick empfand der Trainer jedoch den unbekümmerten Auftritt des erst 17-jährigen Eric Pilling aus Forst. Unter den Augen seiner Forster Jugendmannschaftskollegen wusste er über 4 Sätze zu gefallen. “Hier müssen wir mehr investieren”, blickt Takev in die Zukunft. “Der Großteil der Mannschaft ist über die 30 hinaus. Gut, wenn die jungen Burschen jetzt noch von der Erfahrung der Alten profitieren können.” Im Kampf gegen den Abstieg jetzt schon angekommen, stehen die Cottbuser mit dem Rücken an der Wand.
Am kommenden Wochenende (Sa., 08.11., 19:00 Uhr) gastiert der bislang erfolglose Aufsteiger Werderaner VV in der Poznaner Straße. Die Mannschaft hat sich schon unmittelbar nach dem Spiel zusammengerauft und ihren Siegeswillen bekundet. Man darf gespannt sein.