Es waren noch keine 120 Sekunden vergangen, da führten die Ströbitzer zuhause gegen den MSV 19 Rüdersdorf nach einem Solo von Gregor Holz bereits mit 1:0. Der schnelle 25-jährige war bei einem Angriff über links in den Strafraum eingedrungen, fand keinen mitgelaufenen Vereinskollegen und musste deshalb aus spitzem Winkel den Abschluss gegen Rüdersdorfs fülligen Keeper Stephan Leitzsch suchen.
Trotz zweier Kontermöglichkeiten der Randberliner zeigte sich bereits in dieser frühen Spielphase vor den 80 zahlenden Zuschauern, dass die Schützlinge des neuen Ex-MSV-Trainers Bodo Blumentritt überhaupt mehr mit der Mannschaft vergleichbar waren, die in der Vorsaison an gleicher Stelle mit 3:1 gewannen. Von den damaligen Stammspielern konnte der Coach mit Kapitän Max Traue und Tino Ramin gerade mal noch zwei Aktive aufbieten. Der Rest besitzt kein Landesliga-Format, spielt quasi auf Kreisliganiveau und ging im Rüdersdorfer 4-2-3-1-System zunehmend verunsicherter zu Werke. Besonders die beiden Sechser vor der Viererkette – Christian Woite und Stefan Hanf – „standen total neben ihren Schuhen“ (Originalton MSV-Trainer Blumentritt).
So konnten die West-Cottbuser nahezu nach Belieben Schalten und Walten. Nachdem Gregor Holz zunächst mit strammem Schuss nur die Querlatte getroffen hatte, legte er wenig später auf Enrico Schrobback ab, der zum längst fälligen 2:0 vollendete (24.). Das Reklamieren der Gästespieler und des Anhangs wegen angeblicher Abseitspositionen beim gut amtierenden Schiedsrichter Sven Hennig (Neuzelle) und den Assistenten Dana Hähnel und Oliver Dzewior (beide Frankfurt/Oder) war jedenfalls unberechtigt und wohl Ausdruck eigener begrenzter Mittel und Unzulänglichkeiten.
Anschließend erzielte Holz per Flachschuss das 3:0 – Gregors dritter Saisontreffer. Kurz vor der Halbzeitpause legte Wacker-Kapitän Martin Handreg dem Gästekeeper erneut über links mit seinem ersten Saisontreffer das vierte „Ei“ ins Nest – 4:0 (44. Min.). In den beiden vorangegangenen Spielminuten hatte der MSV Rüdersdorf mit Schüssen von Steffen Hilpert und Max Traue noch ein weiteres Lebenszeichen von sich gegeben. Doch Torwart Andre Thoms reagierte aufmerksam und souverän.
Mit Beginn der der zweiten Spielhälfte wurden die Rüdersdorfer erstaunlicherweise etwas offensiver und versuchten, über den Kampf besser ins eigentlich schon verlorene Spiel zu kommen. Doch Zählbares gelang ihnen nicht, weil man Wackers Abwehrbollwerk nicht überwinden konnte.
Stattdessen fingen sich die sichtlich überforderten Gäste etliche Konter ein. So beispielsweise in der 57. Minute, nachdem Martin Handreg per Diagonalpass im 16-Meter-Raum den frei stehenden Mirko Treuger zum 5:0 bedient hatte. Nach einem Strafraum-Foul an Gregor Holz verwandelte Sebastian Nuhs den Elfmeter sicher zum 6:0 (65.) Dabei erwiesen sich die Mätzchen des MSV-Kapitäns Traue vor der Ausführung als völlig nutzlos. Nuhs ließ sich durch dieses unsportliche Getue (siehe auch unsere Bilderstrecke) in keiner Weise verunsichern. Die Wackeraner gingen über die Flügel weiter auf Torejagd und Maikel Krüger konnte letztlich zum 7:0-Endstand einschieben, nachdem sich Gregor Holz – für mich der Mann des Tages – über rechts durchgesetzt und den in Mittelstürmerposition mitgelaufenen Krüger mit exakter Flanke bedient hatte (68.).
Rüdersdorfs Coach Bodo Blumentritt, der nach dreijähriger Unterbrechung die Reste der MSV-Truppe seit Saisonbeginn erneut trainiert, sagte: „Wir wollten hier eigentlich ein Remis schaffen. Aber das jetzige Team besteht zu achtzig Prozent aus Kreisligaspielern. Wie taktisch unklug sie sich oft verhielten, konnte jeder sehen. Unser Saisonziel ist jetzt der zehnte Tabellenplatz, wobei wir uns in der Winterpause unbedingt noch Verstärkungen holen müssen“.
Wacker-Trainer Tino Kandlbinder meinte: „Was soll ich heute großartig analysieren. Wir holten mit einfachen spielerischen Mitteln die drei angestrebten Punkte und taten etwas fürs Torverhältnis. Dieser Gegner war nicht konkurrenzfähig“.
Mannschaftsaufstellungen
Wacker Ströbitz: Thoms, Schrobback, Krüger, Knapczyk, Schönfeld (ab 60. Uhlig), Holz (ab 80. Kowal), Handreg, Semke, Platzeck (ab 75. Becker), Treuger, Nuhs.
MSV Rüdersdorf: Leitzsch, Hilliger, Bramburger (ab 46. Walther), Traue, Hanf, Schulze, Labahn, Hilpert, Ramin (ab 75. Simon), Kurz, Woite (ab 46. Bardischewski).
Text und Fotos: Rudolf Neuland