„Wie viele Bälle soll ich euch denn noch in den freien Raum spielen, damit ihr endlich etwas draus macht?“ Es lag schon mehr als Ratlosigkeit in der Frage von Energies A-Junioren-Abwehrspieler Tim Häußler, die er kurz vor Spielende seinen Angreiferkollegen zurief. Obwohl die Schützlinge von Trainer Sebastian Abt (32) die Regionalliga-Nordost-Auseinandersetzung gegen den Chemnitzer FC absolut dominierten, kam der Favorit und Tabellenzweite am Samstag im Stadion an der Lipezker Straße letztlich trotz drückender Überlegenheit lediglich zu einem mageren 1:1.
Gleich nach dem Anpfiff des aufmerksam und umsichtig amtierenden Schiedsrichters Matthias Alm (Fürstenwalde) mit seinen Assistenten Leon Tober und Tim Sommermeier an den Außenlinien wurde schnell erkennbar, dass die FCE-U-19-Truppe um Kapitän Philipp Knechtel voll auf Offensive setzte. Es rollte eine Angriffswoge nach der anderen. Durch klug angelegtes Kombinationsspiel versuchten die Lausitzer, das geschickt aufgebaute Sachsen-Abwehrbollwerk mit Querpässen und zahlreichen Flanken auseinander zu nehmen. Doch entweder kam das entscheidende Zuspiel nicht beim Mitspieler an oder die zumeist hoch geschlagenen Flanken wurden eine sichere Beute des überragenden CFC-Keepers Michel Bößneck.
Wie überlegen die Energie-Junioren agierten, belegt allein schon die Tatsache, dass die Chemnitzer erst nach einer reichlichen halben Stunde per Freistoß vor das FCE-Gehäuse kamen und der hohe Ball eine sichere Beute von Torwart Avdo Spahic wurde. Dazu kamen noch zwei relativ harmlose Halbchancen für die Gäste, während sich die Platzherren noch in der ersten Spielhälfte mindestens vier gute Tormöglichkeiten erarbeiteten, die allerdings weder von Jonas Zickert und Martin Böhmer (Kopfbälle) noch von Erich Jeschke und Florian Bernhardt mit ihren Schüssen verwandelt werden konnten.
Und dann geschah ziemlich schnell nach Anpfiff zur zweiten Spielhälfte genau das, was den meisten der 84 Zuschauer nicht unbekannt ist: Die überlegene Mannschaft liegt plötzlich 0:1 zurück. Der Chemnitzer Tom Baumgart nutzte eine etwas unübersichtliche Situation im FCE-Strafraum und schoss bei seinen ersten Einsatz nach langer Verletzungspause aus Nahdistanz den Führungstreffer für die Gäste. Zuvor hatten die Cottbuser noch zwei weitere Kopfball-Großchancen vergeben: Vesel Limaj verfehlte nach Freistoß das Tor und der für Michael-Junior Czyborra eingewechselte Niklas Goslinowski köpfte an den Querbalken.
Es wäre jetzt müßig, noch alle weiteren Einschussmöglichkeiten bis zum anfangs zitierten fast schon resignierend-fragenden Ruf Tim Häußlers aufzuzählen. Pech hatte beispielsweise Charlie Graf, der einen Freistoß an den Pfosten setzte.
Doch in der 86. Minute fiel dann wenigstens noch der ersehnte Ausgleichstreffer: Ali Ayvaz (Foto oben) donnerte einen „völlig berechtigten Hand-Elfmeter“ (CFC-Trainer Ullus Küttner) ins Netz und sorgte so dafür, dass wenigstens ein Punkt in Cottbus blieb. Während die Himmelblauen aus Sachsen nach dem Spielende strahlten und in ihrer Kabine Freudengesänge ertönten, blieb es auf Cottbuser Seite bei sehr verhaltener Zufriedenheit. Verständlich, wenn man als spielerisch überlegene Mannschaft genügend Möglichkeiten hatte, mit mindestens vier Toren Differenz zu siegen.
Text und Fotos: Rudolf Neuland