Die Testmagazine bescheinigen dem Samsung S9 eine gute Performance, verbesserte Lautsprecherqualität und ein brillantes Display. Dennoch hat sich der Preis seit Markteintritt deutlich nach unten bewegt. Was das neue Smartphone zu bieten hat und warum der Preis dennoch auf dem absteigenden Ast ist, erläutert dieser Beitrag.
Kamera im Fokus: Variable Blende, die mehr Licht reinlässt
Im Zentrum der Aufmerksamkeit des neuen Samsung S9 steht die 12-Megapixel-Kamera. Sie macht selbst bei schlechten Lichtverhältnissen scharfe Aufnahmen und sorgt für eine gute Ausleuchtung. Das ist der variablen Blende geschuldet, die besonders lichtstark ist. Zudem lässt sie sich automatisch oder manuell anpassen, das ist aktuell einzigartig für eine Smartphone-Kamera. Im Ergebnis heißt das, dass die Aufnahmen auch in der Dämmerung gut gelingen. Zieht man einen Vergleich zum Vorgänger S8, sind die Bilder selbst bei schlechten Lichtverhältnissen schärfer und heller.
Das Samsung S9 verfügt über einer 8-Megapixel-Frontkamera. Wer sich ein bisschen mit Smartphones auskennt, wird sehen, dass Samsung die Idee von Apple geklaut hat. Es gibt ein Feature beim iPhone X, mit dem Nutzer 3-D-Emojis kreieren können, die ihren Gesichtszügen sehr ähnlich sind. Die Qualität ist allerdings nicht so hochwertig, wie bei dem iPhone.
Trotz super Kamera geht der Preis nach unten, weil…
…es sonst kaum nennenswerte Verbesserungen zum Vorgängermodell gibt. Das S9 ist dem S8 in vielerlei Hinsicht ähnlich. Der Preis, den Samsung beim Markteintritt mit 849 € am 26. Februar festgelegt hat, ist dafür im Vergleich zu hoch. Ein Blick auf die Preisentwicklung zeigt, dass dieser bereits nach kurzer Zeit einen steilen Sturzflug eingeleitet hat. Kaum vier Wochen später liegt der Preis bereits 100 € drunter und beträgt 749 €. Der Vorgänger S8 ist zum selben Zeitpunkt je nach Konfiguration bereits unter 500 € zu haben. Ob der Preissturz beim S9 weitergeht, ist anzunehmen. Wer demnächst ein neues Smartphone braucht und unbedingt ein Samsung mit hochwertiger Kamera haben möchte, der sollte sich einen Preiswecker einrichten und abwarten, ob es das Gerät in seine persönliche Preis-Komfortzone schafft.
S9 gleicht S8 im Design und in der Qualität
Selbst Samsung-Kenner müssen ganz genau hinschauen, um einen Unterschied zum Vorgängermodell zu erkennen. Es gibt sie, doch die Geräte sind auf den ersten Blick wirklich sehr ähnlich. Die abgerundete Front mündet in einen schmalen Steg, dennoch feiner ist, als beim Galaxy S8. Lediglich an den schmalen Seiten wird das Display etwas dicker. Übrigens lässt sich das Display mit einer stabilen Schutzfolie vor Kratzern und Sprüngen bewahren. Der Rahmen hat die Farbe des Chassis und lässt das Handy sehr elegant aussehen. Neben Schwarz und Blau können Kunden auch die Farbe „Lilac Purple“ wählen. Helle Nuancen sind überhaupt nicht dabei.
Fingertipps zerstören die edle Optik sofort
Ein optisches Problem stellt der Fakt dar, dass die Flecken auf dem Display, die die Finger verursachen, sehr gut zu sehen sind. Ohne ein Reinigungstuch gehen Verbraucher, die ihr Smartphone lieben, nicht mehr vor die Tür. Fairerweise muss man zugeben, dass dieses Problem weit verbreitet ist und nicht alleine das Samsung-S9-Modell betrifft.
Eine Neuerung im Vergleich zum S8 ist die Platzierung des Fingerabdrucksensors. Dieser wurde knapp unterhalb der Kameralinse eingebaut. Das vereinfacht die Handhabung erheblich und ist deshalb positiv im Vergleich zum S8, bei dem die Nutzer in den Foren nicht mit Häme über die ungünstige Platzierung und Qualität sparten.
Herausfordernde Technologie für den alltäglichen Gebrauch
Zur Ehrenrettung sei gesagt, dass die verfügbaren Technologien zwar Trends setzen, aber oft noch nicht ausgereift sind. Es gibt diverse Bachelorarbeiten wie diese von der Hochschule Augsburg, Fakultät für Elektrotechnik, die die Entwicklung taktiler Sensoren zum Gegenstand haben. Darüber hinaus beschäftigen sich Experten in Prüf- und Entwicklungslabors sowie die Ingenieure der Elektronikhersteller unter Hochdruck intensiv mit der Konzeption der Sensoren, die den alltäglichen Anforderungen und Belastungen standhalten müssen.
Die elektrotechnische Komponente ist genauso wichtig, wie die passende Software, die die erfassten Daten umwandelt und sie dem Smartphone zur weiteren Verwendung zur Verfügung stellt. Ein wenig Nachsicht seitens der anspruchsvollen Verbraucher wäre an dieser Stelle sicherlich nicht zu viel verlangt. Doch der Markt funktioniert so nicht. Er bestraft unausgereifte Technik, nutzer-unfreundliches Design oder als unattraktiv wahrgenommene Farben und Materialen empfindlich ab. Und das auch, wenn die Performance eigentlich mehr als zufriedenstellend ist und das gesamte Gerät von Fachmagazinen mit guten Noten belohnt wird.
Der Verbraucher ist stärker, denn er lässt das Gerät einfach in den Regalen liegen. Die Folge sind Preisstürze wie die des Samsung S9 mit dem Ziel, über den verminderten Preis an Käufer zu kommen. Das ist eine Gratwanderung, denn wird das Gerät zu billig und unter Wert verkauft, hat das Einfluss auf das Markenimage mit weitreichenden Folgen. Insofern dürfte der Preis zwar noch weiter fallen, aber insgesamt oberhalb des Niveaus des S8 bleiben.
Rundum gelungen: S9 ist empfehlenswert, wenn sich der Preis noch ein wenig reduziert
Das Galaxy S9 bietet ein wirklich hervorragendes Display, die manuelle Blendverstellung ist einzigartig und es arbeitet enorm schnell. Hinzu kommt die absolut hochwertige Verarbeitung, die einen edlen und stabilen Eindruck macht. Wer will, dürfte als Contra für das Galaxy S9 anführen, dass es in Sachen Design keine bahnbrechenden Neuerungen gibt. Auch hat nur das S9+ eine Doppelkamera, dass S9 nicht.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis passt noch nicht ganz. Als das S9 mit 849 € im Februar 2018 auf den Markt kam, lag es knapp 50 € über dem Preis des direkten Vorgänger. Die einzigartige Blendenverstellung ist auch ein echter Vorteil und ihr Geld wert. Verbraucher sollten noch ein wenig abwarten, bis das Gerät um die 700 € auf dem Preisschild ausweist. Andernfalls reicht es, sich auf das S8 aus 2017 zu konzentrieren, denn es hat im Grunde alles, was das S9 auch hat, bis auf die technischen Spielereien. Auf jeden Fall muss Samsung sich warm anziehen, denn in diesem Preissegment gibt es nun wirklich Konkurrenz, die noch mehr zu bieten hat.
Als Konkurrenten mit Spitzentechnologie gelten die Geräte Huawei Mate 10 und Apple iPhoneX. Weniger preisintensiv, aber mit einer guten Ausstattung sind das OnePlus 5T, LG V30 und Sony Xperia XZ1 zu empfehlen.
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