In den letzten Monat liest man es immer wieder in den Zeitungen und hört es in den Nachrichten. Ein neues Gesetz, das seit März 2017 offiziell in Kraft getreten ist, gestattet es Ärzten medizinischen Cannabis per Rezept an Schmerzpatienten zu verschreiben. Diese können sich das verschriebene Cannabis dann ganz legal aus der Apotheke holen. Auf dieses Gesetz haben viele schwer kranke Menschen bereits lange gewartet und mit entsprechender Euphorie nahm man die Entscheidung zur finalen Legalisierung auf. Aber nicht nur in Deutschland, auch in anderen Ländern der Welt findet Cannabis offiziell den Weg in die Medizin. So verabschiedete im April dieses Jahres Mexiko ein zum Deutschen vergleichbares Gesetz.
Doch auch wenn dies zunächst nach einem Segen und nach fortschrittlichem Denken in der Medizin aussieht, so stellt sich die Frage, ob die Nutzung von medizinischem Cannabis tatsächlich bei den vielen Krankheitsbildern helfen kann, wie es in den Medien in den letzten Monaten zu lesen war. So werden Cannabis positive Effekte bei der Behandlung von chronischen Schmerzen generell, aber auch bei Multiple Sklerose, dem Touret-Syndrom, depressive Störungen oder ADHS nachgesagt. Insgesamt kann man mit einiger Recherche eine Liste von mehreren Dutzend Krankheiten finden bei denen die Behandlung mit Cannabis heilend wirken soll. Natürlich hört man von Befürworten und Lobbyisten dazu durchweg positive Aussagen, doch medizinisch fundierte Studien gibt es kaum. Sucht man lange genug, so findet man Studien die dem Cannabis zugesagte Heilkraft befürworten oder verneinen. Um diesem Unwissen in Zukunft wissenschaftlich fundiert entgegen zu treten wurde die staatliche Cannabisagentur gegründet. Ihre Aufgabe ist nicht nur Anbau, Ernte, Verarbeitung, Qualitätsprüfung, Lagerung und final die Abgabe an die Apotheken, sondern sie soll auch anhand von wissenschaftlichen Studien den medizinischen Effekt von medizinischem Cannabis dokumentieren.
Grundsätzlich ist es allerdings Fakt, dass die Legalisierung von Cannabis ein riesiges Geschäft ist, das es sich zu erschließen lohnt. Und auch wenn in Deutschland, anders als in manchen Staaten der USA bisher nur der medizinische Hanf legal ist, so rechnet der deutsche Fiskus bereits in der aktuellen Konstellation mit Steuereinnahmen in Millionenhöhe. Aber neben dem finanziellen Anreiz dürfte die Regierung noch ein anderer Grund zur schrittweisen Legalisierung treiben. Laut verschiedener Quellen möchte man dem Schwarzmarkt und dem illegalen Verkauf entgegentreten und es Schmerzpatienten nicht mehr aufbürden sich illegal versorgen zu müssen. So sind also zum aktuellen Zeitpunkt die genauen Gründe für die Legalisierung nicht ganz eindeutig. Die Wahrheit dürfte wohl eine Kombination aus finanziellem Interesse und medizinischer Hoffnung sein.
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