Wenn bald wieder einmal die nächste Stromrechnung ins Haus flattert, gibt es für die meisten Bundesbürger erneut Grund zum Ärgern. Denn Strom wird 2017 so teuer wie nie zuvor. Satte 29,16 Cent beträgt der durchschnittliche Preis pro Kilowattstunde. Das ist mehr als jemals zuvor und doppelt so viel wie im Jahr 2000. Der Grund dafür ist aber nicht einmal der Marktpreis für Energie, sondern vor allem die nicht unumstrittene EEG-Umlage. Dank ihr machen Steuern und Abgaben mehr als die Hälfte des Strompreises aus. Doch es gibt Hoffnung.
Preistreiber EEG-Umlage
Schaut man sich die Zusammensetzung des durchschnittlichen Strompreises an, so erkennt man auf den ersten Blick, dass der Strom an sich nicht wirklich das Problem darstellt. Im Gegenteil: Der Preis für die reine Erzeugung, den Transport und Vertrieb der Ware Strom ist sogar gefallen. 2013 betrug der Preis dafür noch 14,55 Cent, 2017 dagegen nur noch 13,11 Cent. Allerdings muss erwähnt werden, dass die umstrittenen Netzentgelte für den Transport mit durchschnittlich 7,48 Cent pro Kilowattstunde mehr als die Hälfte davon ausmachen. Die reine Stromproduktion inklusive Vertrieb kostet nicht mal ein Fünftel der Gesamtsumme. Auch die seit 2003 unverändert stabile Stromsteuer oder die ebenfalls konstante Konzessionsabgabe sind nicht für den Preisanstieg verantwortlich. Der wahre Preistreiber ist die EEG-Umlage, also jene Abgabe, mit denen der Endkunde die sogenannte Energiewende mitträgt. Die Umlage stieg seit 2010 um fast das Dreieinhalbfache auf jetzt 6,88 Cent pro Kilowattstunde. Mehr interessante Fakten finden Sie im großen Stromreport des BDEW.
Erneute Preisanpassungen schon Anfang 2017
Im ersten Quartal 2017 erhöhten bereits 430 Grundversorger die Strompreise ihrer Tarife um etwa 3,5 % und belasteten damit Bürger in mehr als 17 Millionen Haushalten. Zwar erscheint es auf den ersten Blick normal, dass ein Unternehmen gestiegene Kosten auf den Endkunden umlegt, doch es regt sich dennoch harsche Kritik an dieser Praxis. Während nämlich die meisten Bürger durchaus bereit sind, höhere Strompreise zu bezahlen, um den Atomausstieg und den Ausbau regenerativer Energien zu ermöglichen, regt sich ausgerechnet in der Industrie Unmut über die steigenden Strompreise, obwohl gerade die energieintensiven Branchen von vielen Umlagen befreit sind. Zudem existiert der Vorwurf, die Stromanbieter würden die EEG-Umlage als Sündenbock missbrauchen, um ihre Preissteigerungen zu rechtfertigen, obwohl der tatsächliche Strompreis gesunken ist.
Anbieter vergleichen und Grundversorgungstarif ablösen
Als ersten Schritt, dem Preiswahnsinn ein Ende zu setzen, wurde das Energiewirtschaftsgesetz in solcher Form reformiert, als dass jeder Energiebetreiber Strom zu einem Grundversorgungstarif anbieten muss, der von den Landesbehörden genehmigt wird. Allerdings ist dieser Tarif fast immer nicht der beste im jeweiligen Landkreis oder der Stadt. Trotzdem wechseln viele Bürger aus Bequemlichkeit nie oder sehr selten den Stromtarif und zahlen lieber den höheren Preis aus Gewohnheit. Einen günstigeren Tarif zu finden ist aber heute sehr leicht, da sich im Internet eine Vielzahl von Preisportalen und Vergleichsbörsen findet (hier zum Beispiel für Cottbus auf stromvergleich.de). Wer schlau wechselt, umgeht damit immerhin den teuren Grundtarif und spart einiges im Jahr.
Hoffnung auf Marktliberalisierung und Wettbewerb
Für eine sehr lange Zeit war die Energieversorgung fest in der Hand einiger großer Unternehmen. Erst 1998 wurde dieser Markt liberalisiert, doch die Folgen der Monopolstellung halten sich bis heute. Kleine Anbieter mit faireren Preisen haben den gigantischen Konzernen in der Realität kaum etwas entgegenzusetzen, um ausreichend Kunden zu überzeugen. Zwar überwacht die Bundesnetzagentur seit 2005 verstärkt den Strommarkt, doch es wird wohl noch eine Weile dauern, bis der Strompreis wieder sinken wird. Die zukünftige Liberalisierung macht aber auch Hoffnung. Je mehr kleine Anbieter – etwa auch Genossenschaften und lokale Erzeuger – es gibt, umso mehr zwingt der Wettbewerb die großen Anbieter dazu, ihre Preispolitik anzupassen. Nur der Markt und die Macht des Bürgers als Kunde können den Strompreis auf Dauer regulieren. Oder glaubt wirklich jemand, der Strompreis sinkt plötzlich, wenn es die EEG-Umlage nicht mehr gibt?