Die Niedrigzinsen tun nicht nur Sparern weh. Banken leiden sehr darunter, da eine Säule ihres Geschäftsmodells das Zinsgeschäft ist, sie müssen sich neue Ertragsquellen erschließen. Neben der Erhöhung des Provisionsüberschusses im Wertpapier- und Versicherungsgeschäft, bieten Zahlungsverkehr und Kontoführung den Banken Potenzial, ihre Gewinne zu steigern.
Noch scheuen Banken vor Negativzinsen für Privatkunden zurück. Durch die exzessive Geldpolitik der Notenbanken verdienen Kreditinstitute im Zinsgeschäft auf der Einlagenseite kein Geld mehr. Sie stehen von vielen Seiten unter Druck: Die Regulierungsvorschriften verteuern das Anlagegeschäft und andere Ertragsquellen wie Kreditkartenumsatzgebühren brechen weg.
Hinzu kommt der Wettbewerbsdruck von Seiten der Onlinebanken und FinTechs. Vor allem Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken haben aufgrund ihrer geringen Größe und des hohen Anteils an Zinsgeschäften Schwierigkeiten, Erträge wie in den Vorjahren zu erwirtschaften.
Eklatante Gebührenerhöhungen
Banken stehen nun vor der Frage, wo sie am effektivsten und unmerklichsten an der Gebührenschraube drehen können. Da sie wissen, dass viele Kunden aus Bequemlichkeit ihr Girokonto trotz Verteuerung nicht wechseln, stehen Konten und Karten im Mittelpunkt von Gebührenerhöhungen.
So führt beispielsweise die Sparkasse Leipzig ab 01. April 2016 neue Girokontomodelle ein, die unter dem Strich nichts Anderes als eine deftige Gebührenerhöhung für Kunden bedeuten. Wie bei vielen Banken und Sparkassen werden die jungen Kunden (Schüler, Studenten und Azubis) als potenzielle Ertragsbringer der Zukunft durch ein bis zu einem gewissen Alter kostenloses Kontomodell an das Girokonto im eigenen Haus gewöhnt.
Die Geldinstitute hoffen, dass diese ihrer Hausbank wie frühere Generationen zum Großteil ein Leben lang treu bleiben werden. Bei den vier anderen Modellen, die die Sparkasse Leipzig künftig anbietet, sind Gebührenerhöhungen zum Teil geschickt versteckt. Im Basismodell beispielsweise beträgt die
monatliche Kontoführungsgebühr 1,90 Euro
Buchungen (egal, ob online oder beleghaft)
Ein- und Auszahlungen an der Kasse
die zweite EC-Karte und die Kreditkarte sowie TAN`s.
Bei den anderen drei Modellen sind zwar fast alle Leistungen inklusive, die monatlichen Kontogebühren steigen jedoch bis auf 11,90 Euro im Luxus-Modell.
Aber auch andere Institute wie die Sparkasse Kleve, die Sparda-Bank Berlin oder die Sparkasse Kassel erhöhten im letzten halben Jahr Konto- und Kartengebühren.
Weitere Kreditinstitute bewerben ihr Girokonto nach wie vor als kostenfrei, was jedoch lediglich unter bestimmten Bedingungen wie Mindestgeldeingang, Mindestguthaben oder Maximal-Anzahl an Buchungsposten gilt.
Was können Bankkunden gegen Preiserhöhungen tun?
Zunächst sollten sich Girokontoinhaber darüber im Klaren sein, was sie von ihrem Konto erwarten und welche Leistungen sie unbedingt brauchen. Folgende Punkte können bei der Kontonutzung laut kostenlosesgirokonto.de wichtig sein:
Wird das Konto online oder über die Filiale genutzt?
Ist das Online-Banking kostenfrei?
Sind Girocard(s) und/ oder Kreditkarte(n) kostenlos?
Wie hoch sind Dispositionskredit- und Überziehungszinsen?
Wie erfolgt die Bargeldversorgung?
Entsprechend dieser Kriterien müssen Bankkunden das Girokontoangebot prüfen. Die Leistungen, die beim Kunden Priorität genießen, sollten preiswert und leicht zugänglich sein. Jeder Kontoinhaber sollte einen Blick in das Preis-/Leistungsverzeichnis des Kreditinstituts werfen, denn nur dort sind alle Kosten komplett aufgeführt.
Daraus geht beispielsweise hervor, wenn Banken für die Auszüge vom Kontoauszugsdrucker Gebühren verlangen. Die Hauptserviceleistungen von Kreditinstituten müssen jedoch gratis angeboten werden, dazu gehören Kontoschließungen und die Bereitstellung von Kontoauszügen am Drucker oder Automaten.
Am günstigsten sind Onlinebuchungen, sogar für Buchungen am Selbstbedienungsterminal wird Geld verlangt und am teuersten sind stets beleghafte Lastschriften oder Überweisungen. Der Verbraucher, der das Internet nicht nutzen möchte, sollte anhand seiner Kontoauszüge prüfen, wie viele Buchungen im Monat durchschnittlich anfallen.
Bei der Sparkasse Leipzig würde es sich schon ab 6 Überweisungen im Monat lohnen, den höheren Grundpreis von 6,90 Euro beim Allround-Modell gegenüber dem Basis-Modell mit monatlich 1,90 Euro zu bevorzugen. Obwohl der Kunde online alle seine Zahlungen selbst eingibt, verlangen zum Beispiel einige Volksbanken Gebühren für Onlinebuchungen. Internetaffine und mobile Konto-Nutzer sollten Konten bevorzugen, die Onlinebuchungen zum Nulltarif ermöglichen. Mini-Guthabenzinsen gibt es nur noch bei ganz wenigen Banken.
Generell sind Konten bei Filialbanken teurer als bei Direktbanken, da diese vor Ort nicht so viele Beratungsleistungen und Geldautomaten vorhalten. Hauptsächlich Internetbanken bieten aber weiterhin kostenlose Girokonten an.
Bankwechsel ist unkompliziert
Gebührenerhöhungen zahlen sich für Banken aus: Hätte ein Kontoinhaber durchgängig 10.000 Euro auf seinem Konto, büßte er bei einem um 0,5 Prozent gesunkenem Zinssatz im Jahr 50 Euro ein, beim Allround-Modell der Sparkasse Leipzig zahlt er jedoch allein 82,80 Euro an Jahreskontogebühren.
Preisanpassungen nach oben müssen sich Bankkunden nicht so ohne weiteres gefallen lassen. Der Kunde hat mit dem Wechsel in ein günstigeres Girokontomodell innerhalb des Instituts oder dem Bankwechsel zwei Möglichkeiten, seine Kontokosten zu reduzieren. Junge oder vermögende Kunden können versuchen, mit ihrem Bankberater über einen Nachlass auf die monatlichen Kontoführungsgebühren zu verhandeln.
Solange es Alternativen am Markt gibt, sollte auch einmal das Kreditinstitut gewechselt werden. Ein Girokontowechsel ist nicht mit so viel Aufwand verbunden, wie viele Kunden meinen und wird seit geraumer Zeit durch Banken vereinfacht. Da der Konkurrenzkampf zwischen den Instituten zunimmt, bieten viele ihren Neukunden einen Kontowechselservice an.
Erteilen Kunden Vollmachten, wickeln einige Banken den Kontowechsel nicht nur kostenlos ab, sondern kümmern sich selbst um die Details der Übertragung der Kontoverbindung. Vereinzelt wird auch ein Bonus beim Wechsel des Kreditinstituts gezahlt. Das alles hat seinen Grund: In der Regel ist das Girokonto die Hauptbankverbindung des Kunden. Wer das Girokonto des Verbrauchers führt, verfügt über die meisten Informationen zum Kontoinhaber und hat daher die beste Ausgangsposition für Folgegeschäfte.
Fazit
Die Niedrigzinspolitik verschärft die Ertragsproblematik bei Banken und Sparkassen. Deshalb reagieren immer mehr Filialbanken und insbesondere kleinere Kreditinstitute mit Gebührenerhöhungen für Konten und Karten.
Bankkunden haben die Möglichkeit, innerhalb ihrer Hausbank ein kostengünstigeres Kontomodell zu suchen oder zu einem Anbieter zu wechseln, der ein Gratis-Girokonto bereitstellt. Sie sollten jedoch vorher die Sternchen und das Kleingedruckte im Preis-/ Leistungsverzeichnis der Institute beachten.
Ein Wechsel der Hausbankverbindung ist komplikationslos möglich, so dass Girokontoinhaber der Gebührenwillkür von Banken und Sparkassen nicht ohne weiteres ausgeliefert sind. Privatkunden können jederzeit, ohne Kündigungsfristen einhalten zu müssen, ihr Girokonto auflösen und zu einer günstigeren Bank transferieren. Vergleiche im Internet helfen, das richtige Girokonto zu finden.
Quellen:
http://www.bild.de/geld/sparen/girokonto/bank-gratis-kostenlos-gebuehren-liste-22125044.bild.html
http://www.derwesten.de/wirtschaft/so-teuer-ist-ihr-girokonto-wirklich-id11225193.html
https://www.verbraucherzentrale.de/Gebuehrendschungel-Welche-Bankentgelte-unzulaessig-sind-1
http://www.wiwo.de/finanzen/geldanlage/kreditblase-der-crash-der-notenbanken/8195776.html
https://www.kostenlosesgirokonto.de/
Titelbild: Kontogebühren prüfen ist Pflicht. Bildquelle: www.BillionPhotos.com – 266677430 / Shutterstock.com