Gesamtzahl der Verkehrsunfälle auf dem Niveau des Vorjahres – Zahl der tödlich verunglückten Verkehrsteilnehmer verdoppelte sich
In der Rückschau auf des Jahr 2014 konnte die Polizeidirektion Ost noch über den stärksten Rückgang von im Straßenverkehr tödlich verunglückten Personen berichten. Diese Aussage trifft für das Jahr 2015 leider nicht mehr zu.
Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle hat sich um weniger als 0,5% auf 23.317 (2014: 23.218) und die Personenschadensunfälle von 2.345 auf 2.456 geringfügig erhöht. Auch die die Zahl der verletzen Personen stieg um 2% (von 3.039 auf 3.107) weiter an.
Noch gravierender ist der Anstieg der Zahlen von im Straßenverkehr tödlich Verunglückter.
Auf den Straßen des Zuständigkeitsbereiches der Polizeidirektion Ost mussten im vergangenen Jahr insgesamt 65 Menschen ihr Leben lassen. Im Jahr 2014 war mit 32 Verkehrstoten noch ein historischer Tiefstand erreicht worden.
Zwar nahm die Zahl der Unfälle auf den Autobahnen um 3,5 % auf insgesamt 1.272 (2014: 1.318) ab, jedoch verunglückten auf den Abschnitten der Direktion Ost ebenso viele Personen tödlich wie im Vorjahr. In beiden Jahren waren es jeweils neun Verkehrsteilnehmer.
Die Zahl der Verkehrsunfälle auf Bundes- und Landstraßen erhöhte sich von insgesamt 9.370 auf nunmehr 9.518.
Zu schnelles Fahren ist noch immer eine der Hauptunfallursachen und war im vergangenen Jahr Grund für das Ableben von 28 Verkehrsteilnehmern.
315.874 Fahrzeugführer erhielten im vergangenen Jahr eine Anzeige wegen zu schnellen Fahrens. Im Jahr zuvor waren es 246.039 Kraftfahrer. Die Unfälle durch überhöhte Geschwindigkeit nahmen im zurückliegenden Jahr zwar geringfügig ab, die Polizei zählte aber immer noch 689 (2014: 739) Verkehrsunfälle mit dieser Ursache. Auch nahm die Zahl der Unfälle mit Personenschäden in diesem Segment weiter zu. Sie erhöhten sich von 266 auf 282.
Welche gravierenden Folgen derartige Unfälle haben, sollen zwei Beispiele des Vorjahres aufzeigen:
- Am 22.Dezember 2015 verloren vier Personen auf der Bundesstraße 1 zwischen Lichtenow und Hoppegarten ihr Leben. Der Fahrer eines LKW war zuvor mit weit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs gewesen. Im Ausgang einer Kurve verlor er die Kontrolle über den Sattelzug, geriet in den Gegenverkehr und begrub einen PKW unter sich. Vier der fünf Fahrzeuginsassen wurden bei dem Unfall getötet. Die zwei Frauen und zwei Männer waren im Alter zwischen 59 und 68 Jahre. Ein 78-Jähriger Insasse des PKW erlitt schwere Verletzungen und kam in ein Krankenhaus. Der LKW-Fahrer wurde mit leichten Verletzungen ebenfalls in ein Krankenhaus gebracht. Die Bergungsarbeiten dauern noch bis in die Nachmittagsstunden des 23.12.2015 an.
- Wenige Tage später, am 25. Dezember 2015, fuhr ein 27-jähriger Mann mit seinem PKW auf der B 158 bei Bad Freienwalde gegen einen Baum und riss seine 22-jährige Beifahrerin mit in den Tod. Auch hier war eine nichtangepasste Geschwindigkeit als Unfallursache ermittelt worden.
Der Genuss von Alkohol vor Antritt der Fahrt und die damit einhergehenden Gefahren für den Straßenverkehr werden von einigen Verkehrsteilnehmern noch immer unterschätzt.
Seit 2012 gehen diese Zahlen zwar kontinuierlich zurück, aber die Folgen für Unfallbeteiligte sind doch erheblich. So kam es 2015 zu 279 Unfällen, bei denen 130 Menschen verletzt und sieben Personen getötet wurden. Im Jahr 2014 waren es noch 339 Verkehrsunfälle mit 184 verletzen und fünf getöteten Personen.
Rückgang der Verkehrsunfälle, bei denen die Gruppe der -Jungen Fahrer als Verursacher ausgemacht wurden.
Seit mehreren Jahren widmet sich die Polizei des Landes Brandenburg intensiv dieser Altersgruppe (18 bis 25 Jahre). Beispielhaft sei hier das Projekt „Fahren und (ER)-leben“ genannt.
Auch die besondere Aufmerksamkeit, welche Jugendliche beim sog. „Begleiteten Fahren mit 17“ erfahren und deren sichtlich beruhigende Wirkung auf die jungen Fahrer, ist in diesem Zusammenhang durchaus als einer der Gründe für den Rückgang der Unfallzahlen zu sehen. Zwischen 2011 und 2015 reduzierten sich die von der Altersgruppe der 18 bis 25- Jährigen verursachten Unfälle von 2.804 auf nunmehr 1.681. Dies ist ein Rückgang von über 40%! Der Anteil an das Gesamtunfallgeschehen 2015 liegt nun bei 7,2 %. 2011 lag der Anteil noch bei 12%.Aber auch bei diesen Unfällen kamen fünf Menschen ums Leben.
Verkehrsunfälle, verursacht von Senioren, nehmen immer weiter zu.
Bei der Gruppe der über 65-jährigen Verkehrsteilnehmer muss jedoch ein deutlich negativerer Trend bilanziert werden. An den insgesamt 23.317 Verkehrsunfällen im Jahr 2015 waren sie mit 14,9 % (3.483) als Verursacher beteiligt. Das ist zwischen den Jahren 2011 und 2015 ein Anstieg von 469 Verkehrsunfällen.
Auch für diese Altersgruppe gibt es Präventionsangebote der Polizei, beispielsweise das Programm „Senioren im Straßenverkehr“. Verkehrssicherheitstraining ist aber bekanntlich keine Frage des Alters und kann sowohl von älteren Verkehrsteilnehmern als auch von den Jüngeren in Anspruch genommen werden! Und auch dies sei erwähnt; für eine Teilnahme an derartigen Trainingseinheiten muss man sich nicht zwingend motorisiert im Straßenverkehr bewegen. Dies zeigt der nächste Absatz.
Ungeschützt im Straßenverkehr
Fußgängerausbildung und die Vorbereitungen zur Radfahrprüfung sind wesentliche Bestandteile der Präventionsarbeit der Polizei in Sachen Straßenverkehr. Bei mehr als 300 Vorträgen und Schulungen unserer Spezialisten auf diesem Gebiet konnten über 5.000 Schüler und Schülerinnen ihr Wissen und Können erweitern.
Fußgänger, Rad- und motorisierte Zweiradfahrer zählen zu den schwächsten Verkehrsteilnehmern und erleiden bei Unfällen vielfach schwere Verletzungen bis hin zum Tod. Sowohl die Zahl der Verkehrsunfälle als auch die Anzahl verletzter und getöteter Personen hat im Jahr 2015 zugenommen. 258 Fußgänger waren in den Monaten des Jahres an Verkehrsunfällen beteiligt gewesen. Bei 217 Unfällen verletzten sich 232 von ihnen zum Teil schwer. Sechs Fußgänger überlebten einen solchen Unfall nicht. Zum Vergleich: 2014 kam ein Fußgänger bei einem Verkehrsunfall ums Leben, 241 von ihnen wurden bei 205 Unfällen verletzt.
Bei den Verkehrsunfällen unter Beteiligung von Radfahrern gab es abermals eine Steigerung von 894 im Jahr 2014 auf 920 im Vergleichsjahr 2015. Die Zahl der Verletzten stieg von 673 auf 677. Auch bei diesen Unfällen waren Menschenleben zu beklagen gewesen. Sieben Verkehrsteilnehmer erlagen 2015 ihren unfallbedingten Verletzungen.
Zu einer weiteren Risikogruppe zählen die Kradfahrer. Sie waren im vergangenen Jahr an 427 (2014: 437) Verkehrsunfällen mit 264 (2014: 301) Verletzen und leider auch zehn (2014: sechs)Toten beteiligt. Bei etwa der Hälfte dieser Ereignisse wurden sie letztlich auch als Verursacher des Geschehens ermittelt.
Einen nicht unwesentlichen Einfluss auf das Verkehrsunfallgeschehen in der Polizeidirektion Ost hat weiterhin der gewerbliche Personen- und Güterverkehr.
Allein auf der Bundesautobahn A 12 sind täglich 8.000 bis 10.000 Lastkraftwagen (LKW) unterwegs. Auch auf der BAB 11 werden 3.500 bis 4.500 LKW gezählt. Die BAB 10 verzeichnet Tag für Tag eine Zahl zwischen 6.000 bis 7.000 bei diesen Verkehrsteilnehmern.
Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Lkw sind in den meisten Fällen mit schwerwiegenden Folgen verbunden. Das zeigen ganz plastisch die 3.216 registrierten Unfälle, bei denen 364 Menschen verletzt und 21 Personen getötet wurden. Der prozentuale Anteil der von LKW-Fahrern selbst verursachten Unfälle liegt bei über 72 Prozent. Häufigste Ursachen waren dabei ein zu geringer Abstand bzw. Unaufmerksamkeit.
Stellvertretend für die schweren Folgen solcher Unfälle steht hier ein besonders gravierendes Beispiel:
- Am 14. August 2015 bemerkte der Fahrer eines Kleintransporters, in dem sich insgesamt acht Personen befanden, ein Stauende auf der BAB 10 am Kreuz Barnim zu spät und fuhr mit hoher Geschwindigkeit auf einen LKW auf. Sechs der acht Insassen waren durch den Aufprall so schwer verletzt worden, dass sie diesen Unfall nicht überlebten. Zwei weitere Personen kamen in ein Krankenhaus. Der Fahrer des LKW erlitt einen Schock.
Deshalb gehört die Verkehrsüberwachung des gewerblichen Personen- und Güterverkehrs auch zu den wesentlichen Aufgaben der Verkehrspolizei. Bei derartigen Kontrollen waren im vergangenen Jahr immerhin 3.351 der überprüften 8.909 Güterfahrzeugen zu beanstanden. Allein 7.185 Einzelverstöße stellten die Beamten bei ihren Kontrollen fest. An einigen Fahrzeugen gab es auch Mehrfachmängel zu registrieren.
Die Liste der Verstöße wurde, wie bereits 2014, von nicht eingehaltenen Sozialvorschriften angeführt. 2.460– mal musste hier Fehlverhalten der LKWFahrer geahndet werden. 2014 waren es noch 2.794 Feststellungen gewesen. In 587 Fällen waren die Mängel so gravierend, dass eine Weiterfahrt untersagt werden musste.
Ein großes Thema ist auch immer wieder die Ladungssicherung. 718 (2014: 489) kontrollierte Kraftfahrer hatten im Jahr 2015 nicht die entsprechenden Vorschriften eingehalten und mussten an Ort und Stelle nachbessern. Wenn dies nicht möglich war, untersagten die Beamten die Weiterfahrt.
Quelle: Polizeidirektion Ost