Verbraucherzentrale Brandenburg sieht akuten Regulierungsbedarf gegenüber Banken
Die aktuelle Sonderuntersuchung im Rahmen des Projektes Marktwächter Finanzen der Verbraucherzentralen bestätigt, dass Geldinstitute noch immer nicht ausreichend über den Dispositionskredit informieren. Von Mai bis August dieses Jahres wurde die Werbung für 1.346 Girokonten untersucht, die in Deutschland von 371 ausgewählten Banken und Sparkassen in Verbindung mit einem Dispokredit angeboten werden. „Seit Jahren hat sich hier leider überhaupt nichts verbessert“, meint Erk Schaarschmidt, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Brandenburg (VZB). Eine repräsentative VZB-Umfrage zeigte bereits 2013, dass ganze 43 Prozent der Brandenburger ihren Dispozins gar nicht kennen. „Jetzt sehen wir den Gesetzgeber in der Pflicht, für mehr Transparenz bei den Dispozinsen zu sorgen“, so der Verbraucherschützer.
Laut der aktuellen Sonderuntersuchung veröffentlichen zwar die Privatbanken und meisten Sparkassen die Höhe des Dispo-Sollzinssatzes im Internet. Aber beispielsweise gaben die Genossenschaftsbanken diese Information nur für knapp 60 Prozent der Konten an. Und wo genau diese Angaben auf der Homepage der jeweiligen Geldinstitute zu finden sind, variiert stark. „Diese elementare Information muss bereits dort zu finden sein, wo ein entsprechendes Girokonto beworben wird“, so Schaarschmidt.
Begrenzung des Dispozinses nötig
Zudem plädiert der Finanzexperte für die Bindung des Dispozinssatzes an einen öffentlich zugänglichen Referenzzins mit klaren Anpassungsmechanismen. Solch einer wurde jedoch nur für etwa ein Viertel der geprüften Konten benannt. „Für drei Viertel der beworbenen Konten wissen Verbraucher nicht, in welchem Fall sich dieser wie ändern kann“, meint der Experte. Außerdem werden oft Referenzzinssätze verwendet, die wenig oder gar nicht schwanken, so dass gegebenenfalls vorhandene Anpassungsregeln ins Leere laufen. „Damit werden auch zeitweise niedrige Referenzzinsen nicht in Form niedriger Dispozinsen weitergegeben. Der Dispokredit mutiert so zum Festzinskredit über lange Zeit“, ergänzt Schaarschmidt.
Wichtiges Thema für die Brandenburger
Dass Dispozinsen für die Region ein relevantes Thema sind, zeigte bereits eine Umfrage der VZB Ende 2013. Demnach hatte nach eigenen
Angaben mehr als ein Viertel (27 Prozent) der Brandenburger innerhalb von zwölf Monaten ihr Konto überzogen – fünf Prozent sogar häufiger oder mit höheren Beträgen.
Über den Marktwächter Finanzen
Der Marktwächter Finanzen ist ein Projekt, mit dem der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und die Verbraucherzentralen in den Bundesländern den Finanzmarkt aus Perspektive der Verbraucher beobachten. Die Verbraucherzentrale Sachsen analysiert als eine von fünf Schwerpunkt-Verbraucherzentralen im Rahmen des Projekts den Finanzmarkt für Bankdienstleistungen und Konsumentenkredite. Hierfür werden Beschwerden und Beratungen von Verbrauchern aus allen 16 deutschen Verbraucherzentralen über ein Frühwarnnetzwerk systematisch ausgewertet. Zudem werden empirische Untersuchungen durchgeführt. So können Schwachstellen und Fehlentwicklungen erkannt, Verbraucher frühzeitig gewarnt und Aufsichts- und Regulierungsbehörden bei ihrer Arbeit unterstützt werden. Der Marktwächter Finanzen wird durch das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) gefördert.
Individuellen Rat erhalten Betroffene bei der Verbraucherzentrale Brandenburg:
- in den Verbraucherberatungsstellen, Terminvereinbarung unter 0331 / 98 22 999 5 (Mo bis Fr, 9 bis 18 Uhr) oder online unter www.vzb.de/termine ,
- am Beratungstelefon unter 09001 / 775 770 (Mo bis Fr, 9 bis 18 Uhr, 1 €/min a. d. dt. Festnetz, Mobilfunk abweichend) sowie
- per E-Mail-Beratung auf www.vzb.de/emailberatung
Über die Verbraucherzentrale Brandenburg e.V.
Die Verbraucherzentrale Brandenburg e.V. (VZB) ist die wichtigste Interessenvertretung der Brandenburger Verbraucher gegenüber Politik und Wirtschaft. Sie bietet unabhängige Verbraucherberatung, -information und -bildung zu zahlreichen Themen: Markt & Recht, Reise & Freizeit, Finanzen & Versicherungen, Lebensmittel & Ernährung, Medien & Telefon, Energie, Bauen & Wohnen. Zudem berät sie zu deutsch-polnischem Verbraucherrecht und ist Trägerin der Unabhängigen Patientenberatung im Land.
Darüber hinaus mahnt die VZB Unternehmen ab, die zu Ungunsten von Verbrauchern gegen geltendes Recht verstoßen und klärt die Öffentlichkeit über Verbraucherrechte, Abzockmaschen und Spartipps auf. Im Jahr 2015 feiert sie ihren 25. Geburtstag.
Aktuelle Informationen gibt es auf www.vzb.de und www.facebook.com/vzbrandenburg .
Quelle: Verbraucherzentrale Brandenburg