„Willkommen zum Morgenappell!“ Der gut gelaunte Vorsitzende des Lübbenauer Motorsportclubs, Udo Klauke, begrüßte die über 100 Teilnehmer der Veteranenralley, die aus nah und fern angereist waren. Es folgten ein paar kurze Anweisungen zur Strecke und schon blubberten die ersten Motoren. Lübbenaus Bürgermeister Helmut Wenzel (parteilos und Monika Baumgart („Milena“) schickten im Minutenabstand die knatternden und fröhlich hupenden Fahrzeuge auf die Strecke mit Etappenziel Bischdorf. Auffällig: Die kleinsten Autos hatten die größte Hupe – es klang beinah wie Schiffsirenen. Kaum gestartet, wartete auch gleich schon die erste Wertungsprüfung auf den Fahrzeugführer: Das Auto sollte exakt 90 Zentimeter vor einem Hindernis wieder anhalten – was den Wenigsten gelang. Jeder fehlende Zentimeter wurde vermerkt und als Fehlerpunkt registriert. Insgesamt sechs Wertungsprüfungen sollten auf der 80 Kilometer langen Strecke, die im weiten Bogen über Buckow, Werchow und Missen führte, noch folgen.
Lübbenaus Stadtoberhaupt: „Ich freue mich, solch einen rührigen Verein in der Stadt zu haben. Er ist bei der Verkehrserziehung unserer Kinder in den Schulen stets vor Ort und eine große Stütze im Lübbenauer Vereinsleben. Ich habe deshalb gern die Schirmherrschaft über diese Ralley übernommen, die im 50. Jahr des Bestehens des MC-Lübbenau stattfindet“, so Helmut Wenzel.
Im Pulk der Fahrzeuge waren die ganz kleinen und die ganz großen Fahrzeuge besonders auffällig. Zu den Kleinen gehörte der Dixi DA1 von Helmut Noack aus Tettau. Er hatte das 1929 gebaute und eigentlich nur noch als Schrott existierende Auto in zehn Jahren mühevoll restauriert. „Fahren wie Anhalten sind für den heutigen Autofahrer sehr gewöhnungsbedürftig. Ohne Zwischengas und –kuppeln lässt sich kein Gang schalten. Die 15 PS bringen aber immerhin noch gute 50 Kilometer pro Stunde auf die Straße“, erzählt er den zahlreichen Umstehenden und macht nebenbei den Benzinhahn zu, der sich unter der Motorhaube befindet. Am Ende der Tour belegte er in der Klasse Baujahr bis 1945 den 1. Platz! Zu den Großen gehörte der Cottbuser Postbus von Ernst-Peter Kühn. Der Dux-Nag, ebenfalls Baujahr 1929, hat 14 Sitzplätze und bringt je Platz 3 PS auf die Räder. Der Vetschauer Olaf Hüper fuhr den EMW327-3 aus dem Jahr 1955, gefolgt von Sohn Felix im Wartburg 311/3. Eigentlich hätte auch noch Tochter Sabine den Familienausflug mit einem weiteren Oldie bereichern können, aber die war wegen eines anderen sportlichen Termins verhindert. „Auf dem Hof habe ich noch einen F9, einen EMW 340-2, der das erste Auto der Cottbuser SED-Bezirksleitung war, und einen BMW 315, der gerade aufgebaut wird“, erzählt Oldtimerenthusiast Hüper.
„Es ist für mich West-Berliner unglaublich schön, mit meinem 1967er BMW-Seitenwagengespann durch Brandenburg zu knattern“, schwärmt Willi Wilke, der noch vor über 20 Jahren im engen Westteil der Stadt seinem Hobby frönen musste. „Beinahe hätte ich mich heute verfahren, aber freundliche Kinder wiesen mir sofort den richtigen Weg. Ossi-Kinder zeigen dem Wessi wo’s lang geht – so kommen wir voran“, sprudelte es aus ihm heraus. Nach einer Erbsensuppe oder einer Schlachteschüssel vom Bischdorfer Angerhof ging es über eine 40 Kilometer-Strecke zurück nach Lübbenau. Kurz ausruhen und dann mit dem Oldie wieder nach Hause. Einige Fahrzeuge legten an diesem Tag problemlos mehrere hundert Kilometer zurück. Eine erstaunliche Leistung – für die Fahrer.
Platzierungen Automobile bis Baujahr 1945:
1. Helmut Noack (Tettau) mit BMW Dixi DA1
2. Horst Müller (Cottbus) mit Opel 4 20
3. Thomas Klauke (Lübbenau) mit Ford A